Es muss doch etwas Bleibendes geben
In den nächsten Tagen kehren die Schwalben zurück. Seit Jahren nisten sie im Stall hinter unserem Bauernhaus. Dort brüten sie, ziehen ihre Jungen auf, fliegen im Herbst in den Süden, um dann im Frühling heimzukehren. Mich berührt dieses Schauspiel. Und andere Menschen auch. Meine Nachbarin hat mich neulich gefragt: „Sind die Schwälbchen schon da?“
Die Schwalben kehren immer wieder zurück
Mir scheint: Es liegt ein gewisser Zauber über dem Vogelzug. Ich weiß, dass unsere Schwalben heimkehren. Das Datum weiß ich nicht. Doch wenn ich ihre Rückkehr erleben will, dann muss ich da sein.
"Bleibefreiheit"
Die Philosophin Eva von Redeker hat diesen Zauber beschrieben in ihrem kürzlich veröffentlichten Buch: „Bleibefreiheit“. Sie hatte eine Dienstreise in die USA geplant. Die fiel dann coronabedingt aus. Genau an dem Tag, an dem sie in Kalifornien eine große Rede halten sollte, kamen bei ihr daheim die Schwalben zurück. „Und ich war da“, sagt sie erfreut. Bleibefreiheit nennt sie das.
Die Idee darin hat mich angesprochen. Viele Menschen haben es als Eingrenzung ihrer persönlichen Freiheit empfunden, dass sie in der Pandemie daheimbleiben mussten.
Wo die Freiheit meiner Mitmenschen beginnt, hat meine Freiheit eine Grenze
Aber Freiheit bedeutet doch nicht, immer das zu tun, was ich gerade will, sondern auch die Freiheit meiner Mitmenschen zu achten. Wo die beginnt, hat meine Freiheit eine Grenze. Sich daran zu halten hat etwas mit Beständigkeit und Zuverlässigkeit zu tun. Beides ist wichtig für das Zusammenleben.
Vielleicht kommt meine Faszination über die Schwalben aus der Sehnsucht nach Freiheit auf der einen Seite, und Beständigkeit auf der anderen.
Gott ist stets da und bleibt
In der Bibel wird diese Sehnsucht mit dem Glauben an Gott verbunden: Gott, der allmächtig ist und frei, der ist auch zuverlässig und treu. Bleibefreiheit auf Gott bezogen heißt: Gott ist stets da und bleibt – bei jedem Menschen, egal was kommt.
An diese Hoffnung denke ich, während ich warte - auf die Rückkehr der Schwalben. Mal sehen, wann sie kommen. Ich warte auf sie und bleibe so lange daheim.
