Eine Vorstellung, die tröstet
Drei Jahre vor der Hochzeit meines Bruders ist unsere Mutter gestorben.
Es wäre wunderbar gewesen, wenn sie diese Trauung noch erlebt hätte.
Sie wäre an dem Tag so stolz gewesen: Ihr Nesthäkchen heiratet seine langjährige Freundin in einer wunderschönen Dorfkirche.
Enkelkinder streuen Blumen. Und ich, ihre älteste Tochter, gestalte als Pfarrerin die Trauung.
„Sie schaut vom Himmel aus zu“
Wir hätten sie alle so gern dabeigehabt. Beim Mittagessen vor der Trauung sprechen wir darüber. Da sagt unser Onkel: „Glaubt mir, sie schaut euch vom Himmel aus zu“. Ich war dankbar für diesen Satz.
Und in dem Moment habe ich nicht darüber nachgedacht, ob das eine naive Vorstellung ist. Ich habe es einfach so geglaubt: Sie schaut uns vom Himmel aus zu.
Warum die Vorstellung tröstet
Diese Vorstellung tröstet, weil sie mir vor Augen malt: Unsere Mutter nimmt weiter an unserem Leben Anteil, obwohl sie nicht mehr leibhaftig unter uns ist.
Klar frage ich mich in weniger emotionalen Momenten: Wie soll sie vom Himmel hinunterschauen? ... Hat etwa jede und jeder Verstorbene eine Wolke für sich? ...
Bei Gott geborgen - irgendwie
Ehrlich gesagt: Ich weiß nicht, ob meine Mutter dort im Himmel ist. Ich kann nicht sagen, wie der Ort aussieht, an dem die Verstorbenen aufgehoben sind. Aber ich vertraue darauf: Sie ist bei Gott geborgen - sie lebt wie der auferstandene Jesus weiter, auch wenn ihr Körper ein anderer ist.
Miteinander verbunden bleiben
Wir bleiben verbunden - in Gedanken und im Herzen. Und das drückt sich eben in der tröstlichen Vorstellung aus: Sie schaut zu und freut sich mit uns.
So stelle ich es mir auch mit Gott vor. Gott sieht mich! Ich weiß nicht, wo er genau wohnt, aber ich vertraue: Er sieht mich und wir sind miteinander verbunden.