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Rückkehr von Lebensfreude
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Rückkehr von Lebensfreude

Dr. Barbara Brüning
Ein Beitrag von Dr. Barbara Brüning, Katholische Journalistin, Autorin und Systemische Familienberaterin, Frankfurt
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Vor einem Jahr bin ich beim Schlittschuhlaufen unschön gestürzt. Eine Narbe an meinem rechten Handgelenk erinnert mich noch daran. Ein kleiner unaufmerksamer Moment war das damals, und ich lag auf meinem Hinterteil. Es war eigentlich gar nicht schlimm. Nur meine Hand hat weh getan. Na ja, sie ist dann dick und rot geworden und tat immer mehr weh. Und ich musste ins Krankenhaus.

Alleine und deprimiert im Krankenzimmer

Tja und da lag ich dann. Neben mir eine demente Frau, weit über achtzig. Ich musste all meine Pläne absagen. Und war ziemlich alleine. Freunde, Mann, Kinder, alle hatten zu tun. Ich kann gar nicht gut damit umgehen, nichts tun zu können, habe ich gemerkt. Ich konnte mich nicht konzentrieren. Und hatte zu nichts Lust. Konnte nicht mal lesen. „Bald bin ich auch dement und liege völlig allein und vergessen da“ – so ging es mir durch den Kopf.

Nach dem Minikonzert hat sie lebendig aus ihrem Leben erzählt

Dann kam ein Nachmittag, an dem es gar nicht richtig hell werden wollte. Es war still und trist, und die Zeit wollte nicht weiter gehen. Plötzlich war vom Nachbarzimmer das sanfte Brummen von einem Cello zu hören. Dann kam die hohe leichte Antwort von einer Geige dazu. Und schließlich noch eine Flöte. In dieser trüben Stille sind mir die Töne so unter die Haut gegangen, dass ich Tränen in den Augen hatte. Ich hatte das Gefühl, noch nie etwas Schöneres, Zarteres und Liebevolleres gehört zu haben. Auch meine Nachbarin war aufgewacht. Kerzengerade hat sie im Bett gesessen. Und gelauscht. Als das Minikonzert vorbei war, hat sie angefangen zu erzählen. Sie war Musiklehrerin. Sie hatte ihre Querflöte geliebt. Und sie hat sehr wach und lebendig aus ihrem reichen Leben erzählt.

Ihre Kolleginnen haben ihr am Krankenbett ein Ständchen gebracht

Die Krankenschwester hat uns nachher erzählt: Im Zimmer nebenan liegt eine Musikerin. Die hatte Geburtstag, und ihre Kolleginnen haben ihr ein Ständchen gebracht.

Kleine unerwartete Glücksmomente machen wieder Lust aufs Leben

Ich habe verstanden: Selbst in den schweren Zeiten, inmitten von Krankheit und Unsicherheit, können unerwartete Glücksmomente auf uns warten. Manchmal sind es kleine Dinge, die wieder Lust aufs Leben machen.

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