Ein Blick der höheren Art
Der Blick dauert eine gute Sekunde. Aber er hat es in sich. Kurz vorher noch bückt sich der junge Mann. Schwerfällig. Auf dem Boden sucht er nach Zigarettenkippen. Immer wieder guckt er um sich, ob jemand ihn beobachtet.
Armut lässt sich nicht gerne anschauen
Armut lässt sich nicht gerne anschauen. Hinter ihm kommt einer. Auf Krücken mit schleppendem Schritt. Der eine humpelt, der andere ist gekrümmt. Als der mit den Krücken nahe ist, richtet sich der mit dem Tabak gerade auf. Und dreht sich um. Vielleicht hat er etwas gehört. Dann passiert es. Beide sehen sich an. Eine Sekunde vielleicht. Aber die hat es in sich.
Begegnung zweier Blicke, die sich verstehen
Sie lächeln sich an. Ihr Blick sagt: Ja, das Leben ist schwer. Armut und Krücken. Sie sehen sich an, als sagten sie: Wir verstehen uns. Das Leben überfordert uns alle. Und doch: wir leben. Zur Not heben wir Reste vom Tabak auf. Oder schleppen uns an Krücken, solange es geht. Das sagt ihr Lächeln. Ein Blick der höheren Art.
Blick, der Hoffnung auf ein besseres Leben ausstrahlt
Wir hoffen, sagt der Blick. Das hier darf nicht alles sein. Tabakreste und Krücken. Die beiden erkennen einander. Wie schwach sie sind. Und wie tapfer. Und welche Zuversicht ihnen bleibt. Als wollten sie mit jedem Schritt auf Krücken, mit jedem Bücken nach Kippen den Himmel zwingen. Sich herbeizwingen.
Himmel noch mal, schau doch, was aus uns geworden ist. Und kümm‘re dich, bitte. Bis dahin lächeln wir uns an. Verstehen uns. Wenigstens ist dieser Tag dann gerettet.