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Schneeausflug
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Schneeausflug

Claudia Biester
Ein Beitrag von Claudia Biester, Evangelische Pfarrerin, Bad Homburg
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Ein eiskalter Wintertag voller Schnee. Wir – ein paar befreundete Erwachsene und ein paar befreundete Kinder brechen miteinander auf. Den Schlitten haben wir dabei. Mit dicken Winterstiefeln, Thermohosen, warmen Pullis unter den Jacken; mit Schal, Mütze und Handschuhen laufen wir einen kleinen Berg hinter dem Haus hinauf in Richtung Felder und Wiesen.

Ein Schneesturm zieht auf

Es schneit. So wie man sich Schneien überhaupt nur vorstellen kann. Dichtes Schneegestöber. Es tut sogar ein bisschen weh, wenn die Flocken ins Gesicht wehen, dorthin, wo die kleine Lücke für die Augen ist, zwischen Schal und Mütze.

Oben auf dem Hügel weht ein eisiger Wind. Dort verläuft der Weg. Kahle Apfelbäume säumen ihn. Tapfer stapfen wir durch den Schnee, gebückt, um uns zu schützen. Besonders für Kinderbeine ist der Schnee ganz schön tief. Es ist anstrengend. Ein paar Kinder sitzen auf dem Schlitten und während auf den ersten Metern noch zu hören ist: „Darf ich auch mal ziehen“, kehrt es sich bald um: „Ich will auch mal auf dem Schlitten sitzen.“

Ein echtes Abenteuer

Hinter einer Hecke ist es ruhiger, Zeit für eine Rast. Die Schlitten sind unsere Bänke, der Tee aus dem Rucksack wird ausgepackt. Dazu ein bisschen übrig gebliebene Weihnachtssüßigkeiten. „Es ist wie eine Expedition am Nordpol“, sagt ein Kind. „Absolut. Ein Abenteuer“, sind wir uns einig. Aber wir brauchen etwas, das uns schützt, merken wir, in dem wir uns vor dem eisigen Wetter bergen können.

Zuhause warten Wärme und Licht

Also bauen wir eine große Schneeburg. Sie hat eine dicke Mauer und hält den Wind ab. Aber natürlich: Irgendwann ist doch allen ziemlich kalt. Und wieder stapfen wir durch die schneebedeckte Landschaft, nichts außer Weiß und ein paar Schemen sind zu sehen. „Stundenlang mussten wir laufen“, sagen die Kinder später. „Ein paar hundert Meter, aber wie in einer anderen Welt“, meinen die Erwachsenen.

Dann tauchen die Apfelbäume am Rand des Weges wieder auf. Noch den Berg hinunter und alle sind wieder zu Hause. Dort ist es warm, gemütlich, es gibt Kaffee und Kakao, warme Füße und schönes Licht.

Glaube als Raum der Geborgenheit

Eine sagt: „Da draußen war es so kalt und unheimlich in dem Schnee. Auf dem Rückweg war ich richtig froh, als die Apfelbäume zu sehen waren. Richtig geborgen habe ich mich gefühlt, weil ich die Bäume kannte und dann ich hab´ auch geglaubt, dass wir nach Hause finden.“

So ist das mit dem Geborgensein – man fühlt sich dort geborgen, wo man etwas kennt; wo man ausruhen kann, wo man sicher ist. So erhoffe ich das auch für den Glauben: Dass er zu einem Raum der Geborgenheit wird; auch dann, wenn das Leben eisig und düster ist. Wahrscheinlich gehört dazu, den Glauben kennenzulernen, in ihn hineinzuwachsen und immer wieder neu Vertrauen zu schöpfen, dass er bergen kann. So stelle ich mir das jedenfalls vor.

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