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Vertrauen in die Menschheit…
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Vertrauen in die Menschheit…

Christoph Schäfer
Ein Beitrag von Christoph Schäfer, Katholischer Religionslehrer, Rüsselsheim
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Vor kurzem hab ich beim Korrigieren eines Religionstests geschmunzelt: Das Thema der Arbeit für eine fünfte Klasse war die Erschaffung der Welt. Einer der Zehnjährigen hatte eine besonders kuriose Bemerkung ins Heft geschrieben. Er wollte offenbar sagen, dass Gott die Menschen erschaffen hat. Aber er hat stattdessen formuliert: „Gott hat die Menschen erschöpft“. 

Er hat sie häufig erschöpft

Ich fand das erst mal nur amüsant. Aber dann dachte ich: Die Formulierung ist vielleicht gar nicht so falsch. Da hat der Zehnjährige ganz unbeabsichtigt doch was Wahres gesagt. 

Denn ich find, es stimmt ja: Gott hat häufig die Menschen erschöpft. Kriege und Katastrophen rauben der Menschheit seit Jahrtausenden viel Kraft. So gesehen führt Gottes Schöpfung bei uns Menschen wirklich oft zur Erschöpfung. 

Bis hin zur Entscheidung für das Böse

Aber als Christ glaube ich auch: Gott mutet den Menschen zwar wirklich viel zu. Aber er traut uns eben auch viel zu. Und das im besten Sinn des Wortes. Zum Beispiel, indem er uns, wie ich manchmal find, unfassbar viel Freiheit gegeben hat. Bis hin zur Entscheidung für das Böse. Und indem er uns zu einem großen Teil die Verant-wortung für die Erde übertragen hat. Und diese Erde ist so zerbrechlich, dass man sie eigentlich nur dann jemandem überlassen kann, wenn man ebenso unfassbar viel Vertrauen hat. 

Für andere ein motivierendes Signal setzen

Außerdem merk ich zum Glück immer wieder: Es gibt viele Menschen, die eben nicht erschöpft sind. Sie setzen sich für soziale oder ökologische Projekte ein. Ein Freund von mir besucht zum Beispiel ehrenamtlich Menschen in einem Pflegeheim. Und eine Freundin legt eine Bienenwiese an. Ich find: Damit tun sie nicht nur direkt vor Ort etwas Gutes. Sondern setzen auch für andere ein motivierendes Signal. Mir etwa tun solche Beispiele gut. Und geben mir Kraft, mich zum Beispiel in einem sozialen Förderverein und in einem Gesprächskreis zu engagieren. 

Vielleicht ein kleines Zeichen setzen

Vielleicht kann ich mit meinem eigenen Engagement ja auch ein kleines Zeichen setzen und wieder anderen zeigen: Gottes Schöpfung ist zu schade, um sich vom Gefühl der Erschöpfung überwältigen zu lassen. Wenn Gott uns vertraut, können auch wir uns etwas zutrauen.

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