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In unserem Veedel
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In unserem Veedel

Andrea Seeger
Ein Beitrag von Andrea Seeger, Evangelische Theologin
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In meiner rheinländischen Heimat steht Karneval ganz oben. Ich bin in Köln zur Schule gegangen, nach dem Abitur zog ich nach Hessen. Nie wieder habe ich so intensiv Karneval gefeiert wie als Schülerin. Von Weiberfastnacht bis Aschermittwoch nach dem Gottesdienst hatten wir schulfrei, sehr zum Missfallen meiner Eltern. Als Protestanten hielten sie das für eine sehr katholische Angelegenheit.

Die Veedelszüge in Köln

Ich fand es großartig. Ganz besonders ans Herz gingen mir immer die Veedelszüge, die bei uns am Karnevalsdienstag liefen. So heißen in Köln die Straßenumzüge durch die Stadtviertel, mit viel Tamtam und Musik. Vereine, Kirchengemeinden, Stammtische, Nachbarn, Schulen, also Menschen aus dem Viertel, dem Veedel, finden sich in Karnevalsgruppen zusammen. Meist haben sie monatelang mit viel Engagement an ihren oft einfallsreichen Kostümen gebastelt, haben dabei Gemeinschaft erlebt.

Ein Karnevalshit gehört dazu: "En unserem Veedel"

Der Veedelszug ist eher familiär ausgerichtet, das Gedränge nicht so groß, die Chance steigt, seine Tüte mit viel Kamelle zu füllen. Zu jedem Veedelszug gehört der Karnevalshit der Kölner Mundartband Bläck Fööss mit dem Titel „En unserem Veedel“.

Der Refrain geht übersetzt so: Was auch passiert, das eine ist doch klar, das Schönste, was wir haben, schon all die langen Jahre, das ist unser Veedel, denn hier hält man zusammen, egal, was auch passiert.

Ein Loblied auf den Zusammenhalt

Wenn ich dieses Loblied auf den Zusammenhalt höre, bekomme ich Gänsehaut - immer noch. Manche mögen jetzt an den berühmt-berüchtigten Kölner Klüngel denken mit seiner Vetternwirtschaft. Ich denke jedoch an Nachbarschaft, Vertrautheit, kurze Wege, Hilfestellung. Das brauchen alle dringend in einem Viertel. Und dazu kann ich selber beitragen – und auch die Kirchengemeinden und die Vereine. Das Schönste, was wir haben, das ist unser Veedel, denn hier hält man zusammen, egal, was auch passiert: Das wünsche ich mir auch morgen nach dem Fastnachtsdienstag.

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