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Hoffnung scheint auf
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Hoffnung scheint auf

Anja Harzke
Ein Beitrag von Anja Harzke, Evangelische Pfarrerin, Frankfurt am Main
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hr4 Gottesdienstübertragung an Ostermontag, 1. April 2024, von 10.04 - 11.00 Uhr aus der Dornbuschkirche Frankfurt

Predigt von Pfarrerin Anja Harzke:

Liebe Hörerinnen und Hörer, liebe Gemeinde:

Es ist Ostern! Wir hören fröhliche Musik und singen die wunderbaren Osterlieder, die voller Freude rufen: Er ist erstanden, Halleluja!

Zwei Jünger gehen nach Emmaus

Die Geschichte der Jünger, die nach Jesu Tod nach Emmaus gegangen sind, klingt jedoch anders. Kein Jubel, eher leise. In dieser Ostergeschichte gehen zwei einen Weg durch Trauer und Enttäuschung. Sie endet voller Freude und Hoffnung.

Doch bittere Enttäuschung steht am Anfang. Die Freunde von Jesus sitzen nach seinem schrecklichen Tod zusammen. Sie können es immer noch nicht fassen und sind wie betäubt. Denn Jesus, ihr Freund und Lehrer, mit dem sie so viel Gutes erlebt haben, ist tot. Nicht mehr bei ihnen. Und mit ihm ist ihre Hoffnung begraben.

Jesus hat ihnen gezeigt, wie die Welt auch sein kann., jetzt ist er tot

Die Hoffnung auf das ganz andere und glückliche Leben. Jesus hat ihnen gezeigt, wie die Welt auch sein kann. Sie haben erlebt, wie es ist, wenn Menschen sich nahekommen. Sich verstehen. Aber auch, wenn nötig, sich streiten. Mutig und mit klaren Blick auf das, was wichtig ist. Die sich trauen, auch zu träumen. Die Welt kann anders sein. Sie kann gut sein.

Zwei Jünger gehen zurück in ihr altes Leben

Nun sind alle Träume begraben. Alle Hoffnung enttäuscht. Zwei der Freunde halten es einfach nicht mehr aus und machen sich auf den Weg. Sie wollen weg von dem Ort, wo sie so Entsetzliches und Trauriges erfahren haben. Sie gehen los und machen sich auf den Weg nach Emmaus. Vielleicht war das ihr Heimartdorf. Sie gehen zurück in ihr altes Leben. Nach und nach kommen sie ins Reden. Sie erzählen sich von Jesus, was sie mit ihm erlebt haben, und von ihrem schrecklichen Verlust.

Laufen und erzählen hilft den Kopf frei zubekommen

Sich auf den Weg machen, weg von dem Traurigen, was man erlebt hat: Das kenne ich auch. Wenn man in der Enttäuschung wie gefangen ist und wie gelähmt scheint. Die Gedanken nur noch um das Dunkle kreisen. Da habe ich erlebt, wenn man nicht mehr weiterkommt, ist es gut, sich auf den Weg zu machen. Loszugehen, wirklich loslaufen und den Kopf frei bekommen. Und manches Mal tut es gut, mit jemanden zu reden und davon zu erzählen.

So wie wir es gerade gehört haben: Die Frau aus der Gemeinde, die nach dem Tod ihres Mannes erst einmal für sich sein musste, um zu sich zu kommen. Sie musste trauern, sich klarmachen, dass der geliebte Mensch fehlt.  Immer wieder musste sie an ihn und den großen Verlust denken. Für etwas Anderes war kein Platz.

Reden tut gut - ist aber nur der Anfang

Nach einigen Monaten machte sie sich langsam auf den Weg und traf wieder Menschen. Sie ging die ersten Schritte und merkte, Reden tut gut. Aber es ist eigentlich nur der Anfang. Und wie geht es weiter?

Reden tut gut, haben viele in einer Krise oder Trauer erfahren. Aber es ist eigentlich nur der Anfang. Wie geht es weiter?

Die Jünger sind gefangen in ihrem Verlust

Wenn wir uns auf den Weg machen, kann sich etwas lösen und in Bewegung kommen. So wie bei den beiden Jüngern. Sie gehen los und machen sich auf den steinigen Weg nach Emmaus. Sie beginnen zu erzählen. Von Jesus und seinem Tod, und wie verlassen sie sind. Immer wieder. Gefangen in ihrer Enttäuschung und ihrem Verlust können sie nichts Anderes wahrnehmen.

Ein Fremder schließt sich ihnen an. Sie erkennen ihn nicht.

Dann schließt sich ihnen ein Fremder an. Er geht den Weg mit und hört zu. Er stellt Fragen und sie können erzählen. Das tut gut, es bewegt etwas in ihnen. Doch sie erkennen ihn nicht. Sie erkennen nicht, dass es Jesus selbst, der Auferstandene ist, der mit ihnen geht. „Ihre Augen waren gehalten“, so sagt es die Bibel.

Eigentlich hören sie ja Dinge vom Fremden, die ihnen weiterhelfen könnten. Aber die Worte erreichen sie nicht. Wer eine bittere Enttäuschung erlebt hat, dem helfen gute Worte und auch Ratschläge oft nicht. Auch wenn sie gut gemeint sind.

In Zeiten von Enttäuschung und Verlust sollte man offen sein für andere

Ich frage mich, was hilft aus Enttäuschung und Verlust? Wie finde ich aus Erstarrung heraus und finde wieder Freude am Leben? Eigentlich kann ich selbst gar nicht viel dazu tun. Sondern offen dafür sein, dass mir jemand etwas schenken will. Die beiden Jünger haben das erlebt. Sie waren offen dafür, dass der Fremde mit ihnen geht.

Am Brotbrechen erkennen die Jünger Jesus

Am Ziel in Emmaus bitten sie ihn: Bleib doch bei uns, es wird Abend. Und sie setzen sich gemeinsam an den Tisch. Das Essen wird aufgetragen. Getränke werden gereicht. Und dann nimmt der Fremde das Brot, bricht es auseinander und teilt es mit ihnen. Plötzlich erkennen sie: Er ist es! Der Auferstandene!

Plötzlich wird ihnen klar: Was ihnen das Herz und die Augen öffnet, sind nicht nur Worte, sondern das Brot miteinander teilen und essen. Bis heute denken Christinnen und Christen, dass Christus unter uns ist, wenn wir miteinander essen und Brot und Wein teilen.

Essen und Trinken mit anderen teilen, kann weiterhelfen

Das geschieht in den Kirchen und in den Gottesdiensten.  Auch in unserem Alltag, in unseren täglichen Begegnungen: Wenn Menschen uns nahekommen, wenn sie uns berühren, Essen und Trinken mit uns teilen. Dann können auch ihre Worte uns berühren, weiterhelfen.

Als die Jünger Jesus erkennen, verschwindet er

Und die Jünger in Emmaus: Jetzt, als sie mit ihm essen und trinken, verstehen sie, was er ihnen gesagt hat. Und jetzt, als sie ihn verstehen, verschwindet er vor ihren Augen. Sie sind wieder allein. Und was wird jetzt?

Die Jünger sind wieder allein. Anfassen oder Festhalten können sie Jesus nicht. Aber in ihnen verändert sich etwas. Sie spüren die Freude in sich. Sie schauen zurück und merken, dass sich schon auf dem Weg etwas verändert hatte. Sie fragen sich selbst: "Brannte nicht unser Herz vor Begeisterung?" Haben wir es nicht gefühlt, als er mit uns ging?

Sie gehen zurück nach Jesusalem

Sie gehen zurück, von wo aus sie losgelaufen waren. Zum Ort, wo Jesus gekreuzigt wurde. Sie wissen zwar und glauben jetzt, Jesus lebt! Aber er ist wieder verschwunden vor ihren Augen. Und das Leben ist erst mal so, wie es war. Die Probleme sind noch da, die Sorgen, die Freuden. Aber sie sehen anders auf ihr Leben. Jetzt ist die Hoffnung stärker als die Verzweiflung. Das Licht scheint stärker und das Dunkel lichtet sich. 

Die Wunden bleiben, aber Hoffnung scheint auf

Ich schaue auf Dunkelheiten in dieser Welt: Krieg, Verfolgung, Missachtung von Menschen. Und ich schaue auf Ostern, auf die Auferstehung. Ich hoffe: Das Leben ist stärker als der Tod und das Dunkel lichtet sich. Ich hoffe, dass das auch für unser persönliches Leben gilt. Die Wunden bleiben. Aber Hoffnung scheint auf. So wie Regine erzählt hat.

Das Leben ist stärker, und das Dunkel lichtet sich.

Sie hat erlebt: Als die Amsel das Lied sang, gerade als es in mir so dunkel war. Das war wie ein Ruf wieder zurück ins Leben. Als hätte Gott mir diesen Wink geschickt:  Freu dich am Leben! Sie konnte sich langsam wieder auf den Weg ins Leben machen. Sie freut sich bis heute, wenn die Vögel am Morgen singen - das ist wie Ostern. Das Leben ist stärker, und das Dunkel lichtet sich. Amen.

Und der Friede Gottes der höher ist als unsere Vernunft bewahre unser Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

Mitwirkende:
Liturgie + Predigt:                            Pfarrerin Anja Harzke 
Moderation und Lesungen:              hr4-Moderator Hermann Hillebrand
Liturgische Mitwirkung:                   Angela Schlegelmilch und Hannah Schnegelberger

Musik:
Dominik Hambel, Orgel, Monika Harder, Trompete, Greta Bürger, Cello, Hanna Volgmann & Aglaia Ast, Sopran, Leila Mößner & Annina Merz, Alt, Maximilian Bauer & Aaron Schmitt, Tenor, David Christian Sixt & Daniel Reinhardt, Bass
Leitung Musik:  Charlotte Vitek

Kirchliche Leitung:
Pfarrerin Heidrun Dörken, Theologische Beratung: Prof. Dr. Hans Erich Thomé

Musik und Lieder:
Gordon Young, Trumpet Voluntary (Trompete und Orgel)
EG 112, Auf, auf mein Herz mit Freuden, Strophen 1, 2, 5
Johannes Matthias Michel, Gloria (aus der Gloria-Messe)
EG+ 19, Strophen 1, 2, 5
David German, Trumpet processional (Trompete und Orgel)
Louis Vierne: Lied (Arr. C.Vitek) (Cello und Orgel)
Ernest Bloch, Prayer (Cello und Orgel)
Charles Wood, Hail Gladdening Light (Chor)
EG 107, Wir danken dir, Herr Jesu Christ, Strophen 1-3
Amy Beach, Peace I leave with you (Chor)
EG 116, Er ist erstanden, Strophen1, 3, 5
Johann Sebastian Bach, Christ ist erstanden (BWV 672)

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