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Jahrestag des Mauerbaus
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Jahrestag des Mauerbaus

Dr. Barbara Brüning
Ein Beitrag von Dr. Barbara Brüning, Katholische Journalistin, Autorin und Systemische Familienberaterin, Frankfurt
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Heute ist der 62. Jahrestag des Mauerbaus in Berlin zwischen der damaligen DDR und der Bundesrepublik Deutschland. Über achtundzwanzig Jahre ging diese Mauer quer durch Berlin und hat als Teil einer Grenze durch das ganze Land Häuser, Straßen und Familien willkürlich getrennt. Gott sei Dank gibt es diese Mauer nicht mehr! Aber ich hab den Eindruck, und auch das find ich schlimm: Es gibt immer noch eine Mauer in den Köpfen. Weil sie unsichtbar ist, lässt sie sich oft schwer entdecken und auch nicht so leicht einreißen. 

Dann stehen die Chancen gut

Wenn ein Gesicht plötzlich versteinert und keine Regung mehr zeigt, oder wenn jemand im Gespräch „mauert“ und nicht mehr auf mich eingeht – immer dann bildet sich gerade eine Mauer im Kopf. Aber ich kann etwas tun, um diese Mauern in den Köpfen abzubauen oder gar nicht erst entstehen zu lassen: Ich kann ernsthaft und neugierig Fragen stellen. Ich kann aufrichtiges Interesse an dem Denken und den Befürchtungen des Anderen zeigen. Wenn es mir dann noch gelingt zu zeigen, dass ich selbst mich öffne, wenn ich von meinen Schwächen, meiner Angst, meiner Hoffnung erzähle, dann stehen die Chancen gut, dass auch mein Gegenüber die Mauer fallen lässt.  

Eine gemeinsame Lösung finden

Ich finde: Jede Rücksichtnahme baut einen Stein ab. Alles, was Nähe herstellt, baut einen Stein ab. Auch Jesus ist für mich einer, der Mauern zwischen Menschen abgebaut hat:  Er hat mit Aussätzigen gesprochen. Er hat mit Zöllnern zu Abend gegessen. Und damit gezeigt: Es sind immer Menschen hinter den Mauern. Und zu denen kann ich Vertrauen aufbauen, indem ich hinsehe und zuhöre und mich in meiner Verletzbarkeit zeige. Allerdings hilft das alles nichts, wenn Machthaber ihre Macht nutzen, um Territorien mit Mauern abgrenzen, anstatt mit ihrem Gegenüber eine gemeinsame Lösung zu finden.

 

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