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Am Ende ist alles gut?
Bild: Pixabay / congerdesign

Am Ende ist alles gut?

Maike Westhelle
Ein Beitrag von Maike Westhelle, Evangelische Pfarrerin, Studienleiterin, Hofgeismar
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„Wer weiß, wofür es gut ist!“ Was für ein mieser Satz, gerade jetzt.

Simon sitzt auf dem Boden. Seine Augen brennen vom Weinen. Es ging ihm nie so schlecht wie heute. Gestern hat er seinen besten Freund verloren. Und den Glauben an sich selbst. Weil er sein Versprechen gebrochen hat und den Freund verleugnet.

Womit Simon gescheitert ist

„Wer weiß, wofür es gut ist.“ Der Satz macht ihn wütend. Wofür soll es gut sein, dass er sich wie ein Verräter verhalten hat? Er ist traurig und verzweifelt. Und dieser Satz macht gar nichts besser. Im Gegenteil. Er fühlt sich damit noch mehr allein als vorher. Als würde ihm auch noch das Traurigsein abgesprochen.

Es ist eben für nichts gut. Nicht der Tod des Freundes, nicht sein mieses Verhalten. Wenigstens darin will er ehrlich sein: Er ist gescheitert.

Ausgerechnet er lügt dreimal

Dabei ist er doch Simon Petrus, ein Jünger Jesu, der als Macher, als Haudegen, als mutiger Kerl bekannt ist. Aber ausgerechnet er verleugnet Jesus, als dieser gefangen genommen wird. Er lügt, als ihn die Leute fragen, ob er nicht auch zu Jesu Freunden gehöre. Nicht nur einmal, sondern gleich dreimal. Als er versteht, was passiert ist, „weint er bitterlich“ (Lukas 22, 62).

Ein starker Mann, der bitterlich weint – das war damals noch ungewöhnlicher als heute. Das ist hart. Aber auch ehrlich. Es gibt diese Momente im Leben.

Zum eigenen Scheitern stehen

Ich finde es übergriffig, vielleicht sogar feige, wenn in der Trauer auf die Möglichkeit einer guten Wende hingewiesen wird. Denn darum geht es jetzt nicht. Erstmal ist aushalten angesagt. Und dabei bleiben. Auch wenn das schwer ist.

Mich tröstet es, dass in der Bibel noch weitere Geschichten von Trauer und Verzweiflung erzählt werden. Von Menschen, die scheitern. Denn das zeigt: Ich bin mit dieser Erfahrung nicht allein. Immerhin.

* Der hr4 Übrigens-Beitrag ist von Maike Westhelle geschrieben, aber ausnahmsweise von Claudia Rudolff gelesen.

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