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Gelbe Bänder zur Erntezeit
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Gelbe Bänder zur Erntezeit

Dr. Fabian Vogt
Ein Beitrag von Dr. Fabian Vogt, Evangelischer Pfarrer in der Öffentlichkeitsarbeit, Frankfurt
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Moderator/in:  Jetzt geht es wieder los: An vielen Obstbäumen in Hessen hängen gelbe Bänder. Und die sagen uns: Von diesem Obstbaum darf jede und jeder für den Eigenbedarf Obst pflücken. Oder das Obst auflesen, das schon runtergefallen ist.

Eine richtig gute Idee: Damit Äpfel, Birnen, Pflaumen oder Mirabellen, die die Besitzer nicht ernten, nicht verfaulen, sondern sinnvoll genutzt werden, werden sie für die Allgemeinheit freigegeben.

Fabian Vogt von der Evangelischen Kirche: Es gibt ja wahrscheinlich auch Obstbäume an Kirchen oder in Pfarrgärten, die jetzt mit gelben Bändern geschmückt sind, oder?

Klar! Finde ich auch eine starke Idee. Beim letzten Pfarrhaus, in dem ich gewohnt habe, standen so viele Obstbäume – ich konnte das ganze Obst gar nicht allein verarbeiten. Da galt natürlich jedes Jahr: Kommt und holt euch, was ihr braucht!

Ist ja auch total vernünftig: In Deutschland werden jedes Jahr rund 11 Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen. 11 Millionen Tonnen. Und vieles davon ist noch genießbar. Insofern wäre es eine Schande, Obst am Baum verkommen zu lassen, nur weil ich es selbst nicht schaffe, die Sachen abzuernten.

Vielleicht könnte das mit den gelben Bändern ja ein neuer Brauch für das  Erntedankfest werden.

Ja, der Brauch wäre allerdings gar nicht so neu. Oder zumindest die Idee dahinter. Schon in der Bibel werden die Bauern gebeten, ihre Äcker nicht ganz abzuernten, sondern am Rand einige Reihen Ähren stehen zu lassen, damit Menschen, die vorbeikommen und Hunger haben, immer was finden. (3. Mo 23,22) Toll, oder?

Meine Dankbarkeit für das, was ich habe, kann ich auch so zeigen: Ich gebe was davon an Leute ab, die weniger haben. Also, ich freue mich, wenn ich jetzt wieder viele gelbe Bänder an Bäumen sehe

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