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Weiberfastnacht
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Weiberfastnacht

Dr. Fabian Vogt
Ein Beitrag von Dr. Fabian Vogt, Evangelischer Pfarrer in der Öffentlichkeitsarbeit, Frankfurt
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Moderator/in:  Heute ist Weiberfastnacht. Zu der gehört an einigen Orten, dass Frauen den Männern die Krawatten abschneiden. Ist ja irgendwie ein witziger Brauch.

Fabian Vogt von der Evangelischen Kirche: Hinter den meisten Faschingsbräuchen stecken ja ganz oft kirchliche Traditionen. Woher kommt denn das mit den Krawatten?

Also das mit dem Krawattenabschneiden hat sich erst in der Mitte des 20. Jahrhunderts entwickelt – und ist auch nicht kirchlich. Aber die Idee dahinter natürlich schon: In den Faschingstagen geht es schon seit dem Mittelalter darum, einfach mal typische Herrschaftsmuster aufzuheben.

Deshalb dürfen an Weiberfastnacht die Frauen über die Männer herrschen – und deshalb werden an vielen Orten an Fasching auch die Rathäuser vom Volk gestürmt. In manchen Landstrichen wurde sogar ein Kinderbischof gewählt.

 Nach dem Motto: An Fasching heben wir die offiziellen Ordnungen auf – auch um zu zeigen, dass man sie in Frage stellen darf.

War das nur ein lustiger Brauch oder war dieses „Heute dürfen mal andere regieren“ von den Machthabenden wirklich ernst gemeint?

Das ist heute schwer einzuschätzen. Aber Jesus selbst hat gesagt: „Bitte verhaltet euch als Christen nicht wie die üblichen Machtmenschen. Bei euch sollen andere Regeln gelten. Zum Beispiel: Wer groß sein will, der soll den anderen dienen.“

Und das Aufheben der Machtstrukturen vor Fasching sollte das neu ins Gedächtnis rufen. Insofern würde ich sagen: Eigentlich müsste die Weiberfastnacht als Festtag für die Emanzipation gefeiert werden. Schluss mit der Männerherrschaft! Und da, wo Männer … oder Frauen … Macht haben, gilt: Nutzt sie zum Wohl der Menschen.

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