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Für alles gibt es eine Zeit
Bild: Pexels / Monstera

Für alles gibt es eine Zeit

Carmen Jelinek
Ein Beitrag von Carmen Jelinek, Evangelische Dekanin, Kirchenkreis Kaufungen
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„Was Du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen.“ Diesen Spruch kenne ich schon seit meiner Kindheit. 

Ich habe mir angewöhnt, vieles sofort zu erledigen, damit es mich nicht so lange belastet. Doch schnell landen wieder neue Herausforderungen auf meinem Schreibtisch. 

„Was Du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen.“

Mein Freund Daniel lebt auch nach dem Motto.

Ein Projekt an der Arbeit bindet ihn. Monatelang beschäftigt es ihn. Er fühlt sich erst frei, wenn er alles erledigt hat. Ich weiß nicht, ob er einfach viel Zeit braucht, den guten Moment für den Anfang zu finden oder ob er zu früh anfängt. Auf jeden Fall sitzt er im Sommer dran, in einer Zeit, in der seine Chefin im Urlaub ist. Die anderen Projektpartner, die kritische Anmerkungen geben werden, sind jetzt ebenfalls nicht da. Endlich hat er alles fertig und er gibt es ab. Er ist frei für Urlaub und Besuch. Es vergeht viel Zeit bis die Rückmeldungen kommen. Neue Mitarbeitende im Team sehen alles noch mal ganz anders als er. 

Vielleicht war Daniel zu schnell

Im November gibt es wieder Druck. Es muss alles schnell gehen für die Präsentation des Umgearbeiteten. Mir scheint, als würde Daniel noch einmal von vorne anfangen. 

Wäre das nicht auch anders gegangen? In besserer Abstimmung aufeinander?

In der Bibel gibt es einen Satz, der mir zu denken gibt. Er stellt das Sprichwort: Was Du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen, in Frage.  

Manchmal ist es besser, nicht alles gleich zu erledigen

Er lautet: „Für alles gibt es eine bestimmte Stunde. Und jedes Vorhaben unter dem Himmel hat seine Zeit.“ 

Manchmal könnte es auch sinnvoll sein, eine Tätigkeit aufzuschieben. Gerade dann, wenn noch weitere Informationen kommen, Aufträge sich verändern oder gar wegfallen oder wenn noch gar nicht feststeht, was mit dem Ergebnis geschehen soll. Wer etwas sofort erledigt, begibt sich auch leicht in die Gefahr der Mehrarbeit. 

Ein Experiment des Psychologen Rosenbaum

Der Psychologe David Rosenbaum hat dazu ein Experiment gemacht. Menschen wurden aufgefordert, eine vorgegebene Strecke abzulaufen. Dabei sollten sie einen von zwei mit 3 Kilo Münzen gefüllten Eimer mit ins Ziel tragen. Ein Eimer stand nah am Start, der andere nah am Ziel. Jeder konnte selbst entscheiden, welchen Eimer er aufnehmen wollte. Die meisten Läufer griffen zum ersten Eimer und trugen ihn eine lange Strecke ins Ziel. Das ist klingt unlogisch, weil sie viel länger als nötig die Last tragen mussten. Warum taten sie das?

„Ich wollte die Aufgabe so schnell wie möglich aus dem Kopf haben“, antwortete ein Läufer. 

Eine wichtige Frage

Wann ist die richtige Zeit, etwas zu tun oder es zu lassen? Eine Frage, die nicht nur Daniel und ich uns immer wieder stellen müssen: denn - „Für alles gibt es eine bestimmte Stunde. Und jedes Vorhaben unter dem Himmel hat seine Zeit.“ 

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