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Es frühlingt wieder in meiner Brust
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Es frühlingt wieder in meiner Brust

Dr. Ansgar Wucherpfennig
Ein Beitrag von Dr. Ansgar Wucherpfennig, Jesuitenpater, Professor für Neues Testament an der Hochschule Sankt Georgen, Frankfurt
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"Es frühlingt wieder in meiner Brust." Das finde ich einen wunderbaren Satz. Er stammt von Heinrich Heine aus seiner Schrift „Ideen. Das Buch Le Grand“. Heine war Dichter, und er spricht davon, wie Leben und Liebe wieder in ihm erwachen. Er schreibt: "Dann ergreif ich die Harfe, und die alten Freuden und Schmerzen erwachen, die Nebel zerrinnen, Tränen blühen wieder aus meinen toten Augen, es frühlingt wieder in meiner Brust."

In das Wintergrau hineingeworfen

Es frühlingt aber nicht nur in der Brust des lyrischen Ichs von Heinrich Heine. In diesen Wochen frühlingt es vielerorts. Über Nacht erblühen die Büsche zu großen weißen, rosa und gelben Farbbällen, hineingeworfen in das Wintergrau. Kleinere Farbtupfer erscheinen auf den Wiesen, und die Sonne scheint wieder warm in das Gesicht. Im Frühling können aber auch noch andere Tage kommen. Wenn Wolken vor die Sonne ziehen, weicht die Wärme schnell wieder winterlicheren Temperaturen. Es braucht ja auch Regen, damit die Natur die Frühlingskraft nutzen und alles wachsen kann. Winter und Frühling ringen miteinander, Kälte und Wärme, Sonne und Wolken.

Gott hat ihnen sein Wort geschenkt

In diese Frühlingswochen fallen jedes Jahr zwei große Feste, die jüdische Pessachfeier und die christliche Kar- und Osterfeier. In diesem Jahr sind es sogar drei, denn Muslime begehen gerade den Fastenmonat Ramadan. Das jüdische Pessachfest ist in diesem Jahr vom 5. bis zum 13. April. Die christliche Karwoche hat gestern am Palmsonntag begonnen und endet in der Osternacht vom Samstag zum Sonntag.

Alle drei Feste passen in den Frühling und haben mit dem neuen Leben zu tun, das in dieser Jahreszeit aufbricht. Jüdische Menschen denken beim Pessachfest daran: Gott hat das Volk Israel aus der bedrückenden Sklaverei des Pharao befreit. Statt der niederdrückenden Bedrängnis hat Gott Israel seinen aufrechten Gang wiedergeschenkt. Christliche Menschen feiern an Ostern: Gott hat den am Kreuz grausam hingerichteten Christus nicht im Tod gelassen, sondern ihn zu einem neuen Leben auferweckt. Und Muslime denken im Ramadan daran: Gott hat ihnen im Koran sein Wort geschenkt.

Ein starkes Zeichen für mich

Als Christ sind mir die Tage dieser Woche besonders wichtig. Sie geben mir jedes Jahr die Gelegenheit, den Winter und seine Dunkelheiten aus meinem Herzen und meinem Denken zu vertreiben, so dass die Frühlingssonne mit der Kraft des Lebens dort einziehen kann. Juden, Christen und Muslime feiern in diesem Jahr mit dem Aufbrechen in der Natur gemeinsam Gottes neues Leben. Das ist für mich ein starkes Zeichen. Es gibt mir Hoffnung darauf, dass Gott auch dort, wo im Moment Krieg und Tod allgegenwärtig sind, Frühling und Frieden einziehen lässt.

 

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