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Wo Gott zur Welt kommt
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Wo Gott zur Welt kommt

Dr. Matthias Viertel
Ein Beitrag von Dr. Matthias Viertel, Evangelischer Pfarrer, Kassel
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Manche wird es wundern, heute am 16. Januar noch von Weihnachten zu hören. Das Fest liegt doch nun schon fast einen Monat zurück und in den Köpfen noch viel weiter. Und doch befinden wir uns - wenigstens im Kreislauf des Kirchenjahres – noch immer ganz in der Weihnachtszeit. „Epiphanias“ wird das genannt – ein altes griechisches Wort, das übersetzt „Erscheinung“ bedeutet. Und genau darum geht es in diesen Wochen. Es geht um die Frage, wie Gott in meiner eigenen, persönlichen Welt erscheint.

Was bedeutet: Gott ist in die Welt gekommen?

Auch wenn Weihnachten mit großen Vergnügen gefeiert wurde und überall gegenwärtig war, tun sich viele Menschen mit der Botschaft eher schwer. Was soll das denn heißen: Gott ist in die Welt gekommen? Wenn man in der Welt herumschaut, sieht es nicht gerade so aus, als hätte sich etwas Wesentliches verändert. Wo sind denn Spuren zu erkennen, die die Geburt des Messias im Stall zu Bethlehem hinterlassen hat? Was hat sich wirklich zum Guten verändert?

Was hat sich zum Guten verändert?

Auch wenn diese Frage, jedenfalls in dieser Deutlichkeit, nicht ausgesprochen wird, schwingt sie irgendwo in den Köpfen doch mit. Wenn sich nichts zum Besseren verändert, wenn der Krieg immer weitergeht, wenn die Sorge um warme Wohnungen anhält, wenn täglich neue Schreckensbotschaften auf mich herabprasseln. Ja, wie soll ich dann daran glauben, dass Gott in die Welt gekommen ist?

Mag sein, dass der Enttäuschung ein Missverständnis zugrunde liegt. Die Verzweiflung über ausbleibende Erscheinungen könnte auf einem Irrtum beruhen. Weil die Erscheinung Gottes gar nicht draußen in der Welt geschieht, sondern vielmehr innen in mir selbst. Ich versuche, einmal die Perspektive zu wechseln.

Gottes Ankunft in der Welt ist der Sieg des Möglichen über das Faktische

Wenn ich über Gottes Ankunft in der Welt spreche, dann meine ich den Sieg des „So könnte es sein“ über das „So ist es!“ Es ist der Sieg des Möglichen über das Faktische. Wenn der Glaube an die Erscheinung Gottes sich in mir ausbreitet, bin ich den Hiobsbotschaften nicht mehr hilflos ausgesetzt. Dann kralle ich mich nicht mehr an das Elend meiner vermeintlichen Hilflosigkeit, sondern werde zum Licht.

Epiphanias geschieht im Kopf und im Herzen

Wenn ich diese Ankunft so erwarte wie ein äußeres Ereignis, dann wäre Weihnachten schon lange tatsächlich zu den Akten gelegt, einfach fertig und vorbei. Aber indem ich jedes Jahr wieder von vorn beginne, zeigt es, Gott kommt in die Welt.  Indem er Eingang in mein Denken findet, indem er mein Handeln bestimmt. Nicht draußen findet die Erscheinung statt. Epiphanias, Erscheinung, geschieht drinnen, in meinem Kopf, in meinem Herzen. Und weil das dann auch mein Handeln beeinflusst, verändert sich damit gleichzeitig auch die Welt.

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