Ihr Suchbegriff
Beitrag anhören:
Gute Nachrichten
Bild: PIRO/Pixabay

Gute Nachrichten

Judith Vonderau
Ein Beitrag von Judith Vonderau, Katholische Autorin bei "kirche im hr", Bad Orb
Beitrag anhören:

Weihnachten und Hochwasser. Ausgerechnet in der Woche um Weihnachten hat es in einigen Teilen Deutschlands Hochwasser gegeben. Regen, Überschwemmungen, Wassermassen, aufgestockte Deiche und Bedrohung durch noch mehr Wasser. Keine schöne Vorstellung und sicher eine Erfahrung, auf die die betroffenen Menschen gerne verzichtet hätten.

Vermutlich wünscht sich niemand, solch existenzbedrohende Ereignisse zu erleben. Erdbeben, Schlammlawinen, Dürre, Feuer, ich bin mir sicher, auf solche Ereignisse verzichten die meisten Menschen wohl lieber. Einen richtigen Zeitpunkt gibt es für solche Ereignisse schon mal gar nicht.

Und doch scheint zumindest von meinem Lebensgefühl her Weihnachten vielleicht sogar der unpassendste Zeitpunkt zu sein. Gerade dann, wenn ich mich auf die freien Tage freue, auf eine ruhige Zeit mit Familie und Freunden. Auf eine Zeit, die einfach entspannt und angenehm sein soll, wirkt die Bedrohung durch Überschwemmungen und Hochwasser nochmal stärker auf mich.

In den Nachrichten konnte ich die ganze Woche über immer wieder von neuen Warnmeldungen lesen. Eine besorgniserregende Überschrift nach der anderen: Evakuierungen, weitere vom Hochwasser bedrohte Gebiete, neue Rekordpegelstände. Ich hatte den Eindruck: Es wird immer schlimmer.

Zwischen den Zeilen lesen

Umso überraschter war ich, eine ganz andere Schlagzeile zu lesen. Da hieß es zum Hochwasser in Hessen: Das Hochwasser ist deutlich zurückgegangen, die Pegelstände sind stark gefallen, die Lage entspannt sich. Diese Nachricht hat mich irritiert, denn sie schien so gar nicht ins Bild zu passen. Da stand doch tatsächlich eine positive Schlagzeile. Sonst scheint die Presse voll zu sein von schlechten Nachrichten. Mir kommt es schon ganz normal vor, von negativen Ereignissen zu lesen.

Ich glaube, dass etwas falsch läuft, wenn der Blick auf das Negative zum Normalzustand geworden ist. Wenn ich immer nur auf das Schlechte und Schlimme in der Welt schaue, sind auch nur diese negativen Themen in meinem Kopf. Auf Dauer geht es mir damit nicht gut, denn wahrscheinlich wird es immer ernstzunehmende Bedrohungen geben: Kriege, Naturkatastrophen, Krankheiten und anderes Übel.

Und trotzdem macht es einen Unterschied, ob ich alles Negative einfach hinnehme oder ob ich genauer hinschaue und nach Lichtblicken Ausschau halte – wie bei dieser positiven Schlagzeile. Das Negative bleibt real und ist ernst zu nehmen. Und gleichzeitig darf es mir guttun, auf das Gute zu schauen. Denn wenn das Negative eine Existenzberechtigung hat, dann hat es das Positive erst recht. Und wenn ich alle schlechten Nachrichten an mich heranlasse, dann darf und muss ich den guten Nachrichten mindestens ebenso viel Raum geben.

Weitere ThemenDas könnte Sie auch interessieren