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An Halloween tanzen die Toten
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An Halloween tanzen die Toten

Clemens Weißenberger
Ein Beitrag von Clemens Weißenberger, Katholischer Pastoralreferent, Frankfurt
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Heute stehen sie wieder draußen, die Kürbisköpfe. Und es wird ein buntes Treiben geben, Geister und Gespenster werden tanzen und Angst und Schrecken verbreiten … und auch viel gruselige Freude! Denn um beides geht es heute an Halloween. Der Begriff ist eine Verballhornung des Vorabends des kirchlichen Festes Allerheiligen Allerseelen morgen. „All Hallows' Eve(ning)“, heißt übersetzt: „Aller Heiligen Abend“. 

Bevor die Seele in den Himmel geht

Früher, auch noch nach dem Mittelalter und sogar heute gab und gibt es viel Aberglauben. So dachte man damals, dass in dieser Nacht die armen Seelen aus dem Fegfeuer auf die Erde zurückkehren. Wer sich in der Nacht ins Freie wagte, war in großer Gefahr, so sagte der Volksmund. Denn Spuk und Zauber drohten, und alle Geister und Dämonen waren freigelassen. Wenn jemand stirbt, verlässt dessen Seele seinen Körper. Und bevor die Seele in den Himmel geht, muss sie im Fegefeuer für ihre Sünden büßen, so glaubte man. Vielleicht ist es ja auch kein Zufall, dass heute an Halloween gleichzeitig Reformationstag ist: Martin Luther hat sich ja dagegen gewehrt, dass die Kirche damals im 16. Jahrhundert mit dem Fegefeuer und der Angst davor Geld gemacht hat, durch den Ablasshandel. Aber es gab auch immer schon gutes Brauchtum an diesem Allerheiligen-Vorabend: Zum Beispiel Menschen in Not zu helfen. 

„Süßes oder Saures“

Die bekamen oft ein einfaches Brot, das „Seelenbrot“ oder das „Allerseelenspitzl“. Wer etwas hatte, gab es den Bettlern, das sollte Glück und Segen bringen. Vielleicht kommt auch daher der Brauch der Kinder, an Halloween zu sammeln. Überall, wo Kürbisse erleuchtet vor Häusern stehen zu klingeln und „Süßes oder Saures“ zu fordern. Das geht vermutlich darauf zurück, dass arme Kinder früher an Allerheiligen einen Allerseelenkuchen „erbettelt“ haben.

Woher kommen solche Traditionen?

Wahrscheinlich haben irische Einwanderer einige dieser Bräuche aus ihrer alten Heimat in die neue Heimat nach Amerika mitgebracht und dann kamen neue Bräuche und Traditionen dazu. Von dort sind sie wieder nach Europa zurückgekommen und inzwischen auch bei uns heimisch geworden.

Mich fasziniert es nachzuforschen, woher solche Traditionen kommen. Und ich bin immer wieder erstaunt, wie ursprünglich christliche Gedanken und Traditionen sich wandeln. Heute Abend freue ich mich, wenn ich Kindern und Jugendlichen eine Freude bereiten kann. Wenn sie klingeln, ich die Tür öffne und etwas gebe, von dem ich viel habe. Denn ich freue mich schon darauf, wenn ich nach dem Klingeln die Tür öffne und höre: „Süßes oder Saures!“.

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