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Oh, my gosh!
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Oh, my gosh!

Dr. Peter Kristen
Ein Beitrag von Dr. Peter Kristen, Evangelischer Pfarrer und Studienleiter, Religionspädagogisches Institut Darmstadt
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Ich schaue gern die Videos eines englischen Fotografen auf YouTube. Ich sehe seine Fotos, weiß, was ihm wichtig ist, wie er denkt - und höre, wie er spricht. Wenn er so richtig begeistert ist oder überrascht, sagt er oft: Oh, my gosh! Oh, my Gosh ist für viele Englischsprechende eine Alltagsfloskel, die den Ausruf „Oh mein Gott“ vermeiden soll. Ähnlich auf Deutsch: Du meine Güte! Statt: O Gott!  

Gottes Namen nicht missbrauchen

Manchmal sagen Menschen "Oh, my gosh", oder Meine Güte, weil sie eins der zehn Gebote befolgen wollen. Das biblische Gebot, Gottes Namen nicht zu missbrauchen. Martin Luther, der Reformator, hat einmal erklärt, was ein Missbrauch des Namens Gottes wäre: Im Namen Gottes fluchen, schwören, zaubern, lügen und betrügen., so wörtlich. Ok findet er dagegen: Gottes Namen …in allen Nöten anrufen, beten, loben und danken. (Martin Luther, Kleiner Katechismus). Ob man an Gott glaubt oder nicht: Mit "Oh my gosh" oder "Du meine Güte" vermeidet man ein wirkliches Stoßgebet. 

Stoßgebet in der Not

Vor kurzen ist mein YouTube-Fotograf beim Fotografieren auf einem Boot in eine lebensgefährliche Situation gekommen. Im Video sagt er: Oh, my God, I survived. Oh, mein Gott, ich hab‘ überlebt. In einer echten Notsituation sagt er, was er normalerweise vermeidet. Viele Gebete in der Not beginnen mit "Mein Gott", auch die Gebete der Bibel, die Psalmen. Wenn die Kraft nicht reicht, wenn Leben gefährdet ist, wenn ich etwas erlebe, das mich zutiefst erschüttert, dann tut es gut, sich damit an Gott zu wenden. 

Ich finde es bemerkenswert, dass mein Foto-YouTuber so klar unterscheidet. Wenn er überrascht ist oder beeindruckt, sagt er bewusst: Oh my gosh. Wenn er in Not ist, sagt er: Mein Gott! Das ist ja, was Martin Luther meinte, Gott in allen Nöten anrufen. Es ist vollkommen in Ordnung, in kleinen oder großen Nöten Oh mein Gott zu sagen. Vielleicht ist das der Anfang, auch bei schönen Gelegenheiten staunend "Mein Gott" zu sagen, zum Beten, Loben und Danken.  
 

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