
Auf gute Nachbarschaft
Übers Wochenende wollen wir wegfahren. Mein Mann, die Kinder und der Hund. Unsere Katzen können wir nicht mitnehmen. Also fragen wir unseren Nachbarn Otto: „Kannst du nach den Katzen schauen? Zweimal am Tag. Morgens und abends?“
Auf dem Dorf kennt man einander
Wenn es um Nachbarschaft geht, dann scheiden sich die Geister. Manche teilen sich den Garten, andere ziehen ihre Zäune extra hoch. Wir leben auf dem Land. Ein Dorf mit knapp 1200 Einwohnern. Nachbarschaft spielt hier eine besondere Rolle. Man kennt einander.
Das hat seine Schattenseiten. Es gibt immer jemanden, der oder die einen erinnert, den Rasen zu mähen oder dass die Mülltonnen rechtzeitig reingeräumt werden müssen.
Auf dem Land ist man aufeinander angewiesen
Aber Nachbarschaft auf dem Dorf bedeutet positiv: Wir sind einander die Nächsten. Wir wohnen nebeneinander. Wir sind aufeinander angewiesen. Deshalb kümmern wir uns umeinander.
Als Zwillinge im Dorf geboren wurden, da haben mehrere Familien sich zusammengetan und einen Essensplan für die ersten Wochen zusammengestellt. Jeden Tag hat eine andere Familie ein warmes Mittagessen für die frischgebackenen Zwillingseltern gekocht. So hatten sie sechs Wochen Zeit, sich an den Rhythmus mit den beiden neuen Erdenbürgern zu gewöhnen.
Helfen, weil der andere einfach Hilfe braucht
Es gibt gute Nachbarschaft. Auf dem Land und in der Stadt. Gute Nachbarschaft lebt davon, dass man hilft, ohne zu fragen, was man selbst davon hat. Wie in der biblischen Geschichte vom Barmherzigen Samariter. Der hilft einem Fremden. Obwohl die beiden sich wahrscheinlich nie wieder begegnen. Er hilft einfach, weil der andere Hilfe braucht.
Unser Nachbar Otto hat Zeit, auf unsere Katzen aufzupassen. Beruhigt fahren wir übers Wochenende weg. Ich bin froh, dass wir Otto haben. Er macht das Leben leichter für uns.
Auf gute Nachbarschaft also. Nicht ausrechnen, was rausspringt. Sondern einfach so füreinander da sein.