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Das Sozial-Kaufhaus
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Das Sozial-Kaufhaus

Clemens Weißenberger
Ein Beitrag von Clemens Weißenberger, Katholischer Pastoralreferent, Frankfurt
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Der Mann im Trauergespräch hatte auch eine ganz praktische Frage: Ob ich für die Kleider seiner verstorbenen Mutter Verwendung hätte. „Sie sind gut erhalten“, hat er gesagt, „und es ist bestimmt im Sinne meiner Mutter, dass sie jemand noch weiter trägt.“ Mich hat diese Anfrage des Sohnes berührt. Da sprechen wir über die Beerdigung, seine Erinnerungen. Und er denkt daran, wie er anderen helfen kann.

Zu fairen Preisen kaufen

Die Spenden habe ich dann ein paar Tage später abgeholt, 16 Säcke voller guter Kleider. Ich hab sie in den Familien-Markt gebracht, das ist ein Second-Hand-Kaufhaus in Frankfurt-Enkheim. Das ist eine Einrichtung der katholischen und der evangelischen Kirche. Dort kann man zu fairen Preisen Kleidung, Spielzeug oder Möbel kaufen. Die machen sogar ganze Wohnungsauflösungen. Und in der Cafeteria gibt es Getränke oder Kuchen und kleine Speisen. Und es arbeiten dort Menschen, die lange keine Arbeit mehr hatten. Und viele engagieren sich ehrenamtlich. Beim Sammeln und Sortieren der Kleider, beim Verkaufen, in der Cafeteria oder einfach auch mal, indem sie den Kunden zuhören oder versuchen, ihnen einen Rat zu geben.

Menschen in Not helfen

Ich finde, das Kaufhaus ist eine klasse Einrichtung, auch deswegen, weil es dabei auch um Nachhaltigkeit geht. Aber vor allem wird ein für mich wichtiger christlicher Wert gelebt, nämlich sich um andere Menschen zu kümmern, denen es schlecht geht. Eines der ersten Ämter, die die Kirche vor fast 2000 Jahren eingerichtet hat, war das der Diakone und Diakoninnen. Die kümmerten sich um Witwen und Waisen, verwalteten Sachspenden und Geld und halfen Menschen in Not.

"Wie gut es mir geht“

Mich hat das Sozialkaufhaus beeindruckt. Ich habe deswegen Jugendlichen vorgeschlagen, dort ein Sozialpraktikum machten. Die Jugendlichen bereiten sich auf ihre Firmung vor und überlegen, was ihr Glaube in ihrem Leben für eine Bedeutung hat. Sie waren ganz beeindruckt. Weil sie helfen konnten. Und eine der Jugendliche sagte: „Ich schätze jetzt auch viel mehr, welche Möglichkeiten ich in meinem Leben habe. Wie gut es mir geht.“

Gleich das nächste Angebot

Für meinen Glauben ist es wichtig, Menschen in Not zu sehen und ihnen zu helfen. Übrigens bin ich nach dem nächsten Gespräch mit dem trauernden Mann gleich noch mal zum Kaufhaus gefahren:  Als ich ihm erzählt habe, wie dankbar die Kleider dort angenommen worden sind, hat er gleich das nächste Angebot gemacht: Die Bettwäsche und die Möbel der verstorbenen Mutter gibt er auch gerne weiter.

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