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Mit Zuversicht leben
Bild: Pixabay

Mit Zuversicht leben

Prof. Dr. Beate Hofmann
Ein Beitrag von Prof. Dr. Beate Hofmann, Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessenwaldeck
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hr4 Gottesdienst zum 1. Weihnachtstag
aus der evangelischen Adventskirche in Kassel , 10.04 Uhr – 11.00 Uhr

Hier geht´s von 10.04 bis 11.00 Uhr zum hr4 Livestream. 

Den Gottesdienst zum Nachhören gibt es nach der Ausstrahlung auf der Seite hr4.de.

Nach dem Gottesdienst können Hörer*innen mit Bischöfin Beate Hofmann  telefonieren: Sie ist von 11.00 bis 12.00 Uhr
unter der Telefonnummer 05 61 93 78 13 51  zu erreichen. 

Ausserdem finden Sie hier:

- Die Predigt von Bischöfin Beate Hofmann

- Die Mitwirkenden im Gottesdienst

- Die Pressemeldung

"Weihnachten: Mit Zuversicht leben"

Predigt Teil 1:

Der erste Weihnachtsfeiertag hatte für mich als Kind immer einen besonderen Zauber. Die Aufregung des Heiligen Abends war vorbei, die Geschenke ausgepackt, die ersten Plätzchen gegessen. Oft bin ich am 1. Feiertag früh wach geworden und dann in das weihnachtliche Wohnzimmer geschlichen. Ich wollte mit meinen neuen Geschenken spielen, den Baum und die Krippe in Ruhe betrachten und ein paar Plätzchen naschen. Das waren besondere Momente, Weihnachten nur für mich.  

Vielleicht ging es auch Maria so am Morgen danach. Das Kind war geboren, die Besucher wieder weg, Josef schlief noch erschöpft und auch Ochs und Esel kauten müde und zufrieden in ihrem Stroh. Ich stelle mir vor, wie Maria da liegt, mit dem schlafenden Kind im Arm, mit all den erstaunlichen Worten und Begegnungen im Kopf. „Maria aber behielt all diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen“, heißt es im Weihnachtsevangelium.  

Was Maria da wohl so durch den Kopf geht? Sorgen um die Zukunft. Das Kind ist geboren, jetzt hat sie Verantwortung für ein anderes Leben. Die Ehe mit Josef ist noch nicht besiegelt, aber er scheint zu ihr zu halten. Wird das tragen? Wird er das Kind akzeptieren, das so einen besonderen Weg hinter und vor sich hat? Wird er in der Lage sein, als Handwerker für sie und das Kind zu sorgen? 

Vielleicht ist Maria auch einfach erleichtert. Das Kind ist geboren, die Schmerzen lassen nach. Das Kind ist gesund und sie auch, wenn auch ziemlich erschöpft. Und sie haben Glück in allem Unglück gehabt, der Stall ist warm und trocken, der Wirt war anständig und hat ihnen nicht die Tür vor der Nase zugeschlagen.  

Und dann die Hirten. Eigentlich sind das ja rauhe Gesellen, leben die ganze Zeit draußen, eine Männergesellschaft mit großen Sprüchen und wilden Gedanken. Und die kommen plötzlich und wollen das Kind sehen. Weil Engel ihnen davon erzählt und gesagt haben: Das ist der Heiland, das ist der, auf den ihr wartet, das ist der, der Frieden bringen wird. Das ist Gott ganz nah bei uns, Immanuel.  

Maria schaut auf ihr Kind, verwirrt, auch ein bisschen stolz. „Ich habe es in die Welt gebracht, dieses wunderbare Wesen“, denkt sie. „Ich bin Teil dieser besonderen Geschichte Gottes mit uns Menschen. Ich bin diesem Kind besonders nah, aber ich habe auch eine besondere Verantwortung, dass es groß wird und seinen Auftrag leben kann.“  

Maria ist bei diesem Gedanken etwas bang ums Herz. Und gleichzeitig fällt ihr wieder ein, was der Engel zu ihr gesagt hat, damals, vor neun Monaten. „Bei Gott ist kein Ding unmöglich“ (Lk 1, 37). „Ob ich mich darauf verlassen kann? Bisher ist ja alles gut gegangen...“ Und Maria spürt, wie die Angst in ihrem Herzen kleiner wird und da Zuversicht und Vertrauen sind. „Es wird gut werden, denn Gott ist mit mir“, geht ihr durch den Kopf. „Fürchte dich nicht“, hat der Engel gesagt. Daran will sie sich festhalten in allem, was jetzt kommen mag. 

Predigt Teil 2

Das Kind bewegt sich und schmatzt zufrieden in seiner Krippe.  
Davon wacht auch Josef auf. Josef muss schmunzeln, es war so aufregend gestern. Alle Zimmer belegt, nirgendwo ein Raum für seine hochschwangere Frau und dann setzen plötzlich die Wehen ein. Da hatte der Wirt ein Einsehen, er gab ihnen einen Stall, frisches Wasser, sauberes Stroh. Die Frauen in der Herberge halfen Maria und nach kurzer Zeit und allerlei Stöhnen und Schreien, das er nur aus der Ferne mitbekommen hatte, kam jemand gelaufen und rief: „He, du bist Vater von einem Sohn, Glückwunsch!“ Und jetzt liegt es da, dieses wunderbare Geschöpf, friedlich schlafend. 

Geplant war das nicht, Josef wollte eigentlich erst noch etwas Geld verdienen, bevor er Maria heiratet und eine Familie gründet. Jetzt ist es irgendwie alles andersherum. Er hätte Maria nicht mit Schimpf und Schande davongejagt, wäre eher leise davongezogen. Doch dann kam der Engel zu ihm mit einer klaren Ansage: „Nimm sie zu dir, kümmere dich um das Kind, denn es ist ein besonderes Kind, von Gott empfangen, mit einem großen Auftrag für uns alle. Er wird uns retten.“ 

Josef hat es nicht übers Herz gebracht, sich diesen Worten zu verschließen. Und so ist Maria bei ihm, so sind sie miteinander nach Bethlehem, in die Stadt seiner Väter gegangen. Josef fragt sich: „Wie wird es jetzt weitergehen?“ 

Er spürt die Verantwortung auf seinen Schultern, die Sorge, auch die Angst um dieses zarte Wesen neben sich und um seine junge Frau. Aber Maria ist zäh, die hält viel aus, hochschwanger ist sie diesen Weg gegangen, ohne Jammern und irgendwie vorwärtsdrängend. Das gefällt Josef. „Es wird gehen, irgendwie,“ denkt er sich, „es ist ja bis hierher auch gegangen, irgendwie.“ Und was hat der Engel gesagt: „Fürchte dich nicht.“ Daran will Josef sich festhalten und einfach zuversichtlich Schritt für Schritt die neue Situation angehen. 

Predigt Teil 3

Mitten in der Nacht sind die Hirten losgelaufen nach Bethlehem. Sie wollten sehen, ob das, was die Engel ihnen erzählt haben, wirklich stimmt. Und tatsächlich, sie haben das Kind gefunden, in Windeln in einem Stall, dazu die Mutter und der etwas verwunderte Vater. Herzerwärmend war das. Möge es das Leben gut meinen mit diesem Kind, von dem die Engel Großes verkündet haben: der Heiland, der Retter, einer, der dafür sorgt, dass es anders in der Welt wird. So richtig vorstellen können sich die Hirten das nicht.

Fürchtet euch nicht, haben die Engel ihnen zugerufen. Ja, wenn das so leicht wäre. Die Welt ist gerade ziemlich zum Fürchten. Krieg, Gewalt, steigende Preise, da ist vieles, was Sorgen macht und Fürchten lehrt. 

Aber an diesem Morgen danach ist den Hirten leichter ums Herz. „Euch ist heute der Heiland geboren“, haben die Engel gesungen. Das heißt: Gott hat uns nicht vergessen. Gott sieht all das, was uns Angst macht und unser Herz beschwert. Und Gott geht da mitten hinein, wird selbst ein Kind, zart und verletzlich, angewiesen auf den Schutz und die Sorge anderer Menschen. Gott trägt mit, was wir ertragen müssen. Dadurch ist all das Schwere und Traurige nicht einfach weg. Aber es lässt sich leichter aushalten, weil es nicht endlos sein wird. Weihnachten wird die Hoffnung geboren, dass Gott die Welt nicht im Stich lässt. Gott wird das Leben verwandeln, wird die Tränen abwischen und den Tod überwinden. 

In dieser Hoffnung können wir zuversichtlich das anpacken, was uns in unserem Alltag fordert und Mühe macht, sei es die Angst um Menschen, die uns verloren gehen oder die Sorge um die Erde und all die Krisen auf ihr.

Wir können durchstehen, was Schweres vor uns liegt und uns belastet. Denn Gott geht mit uns hindurch. Das ist die Botschaft von Weihnachten.

Als die Hirten sie gehört haben, haben sie nicht geschwiegen. Sie haben weitergesagt, was ihnen durch Kopf und Herz ging. Sie haben die Hoffnung und die Sehnsucht geteilt, irgendwie beschwingt, verwirrt und zugleich zuversichtlich. Da ist was und das ist noch nicht zu Ende. 

Heute stehen wir in Gedanken neben den Hirten und hören die Botschaft der Engel für uns. Mit ihnen zusammen können wir singen: Ehre sei Gott in der Höhe. Dankbar und Zuversichtlich. Amen.

Die Mitwirkenden im Gottesdienst:

Liturgie + Predigt:
Bischöfin Prof. Dr. Beate Hofmann

weitere Mitwirkende:    
Lotta Hillebold
Vera John 

hr4 Moderatorin:
Vera John 

Ü-Technik hr:
Andrea Steiger,
Simon Binnenmarsch,
Hendrik Kirchner

Kirchliche Redaktion:  
Pfarrerin Claudia Rudolff

Musik:    

Musikalische Gesamtleitung:
Bezirkskantorin Christine Spuck

Musikalische Mitwirkende:
Christine Spuck, Orgel und E-Piano
Rüdiger Spuck, Geige
Hanna-Charlotte Witzmann, Geige
Joachim Pfannscgmidt, Horn
Kerstin Bohlender, Handglocken
Charlotte Bellin, Handglocken

Chor: 
Petra Korff, Sopran
Stefanie Schnittker-Schlotthauer, Alt
Hans-Christian Richter, Tenor
Jochen Faulhammer, Bass    

Musik und Lieder im Gottesdienst:

"Angels we have heard on high, trad. französisches Weihnachtslied, arr." von Linda R. Lamb 

"Vom Himmel hoch da komm ich her"
aus dem Evangelischen Gesangbuch Nr. 24, die Verse 1 - 3 u. 6 

"Larghetto, Sonata V" von Willelm de Fesch

"Mitten in der Nacht" von Rolf Zuckowski

"Fröhlich soll mein Herze springen"
aus dem Evangelischen Gesangbuch Nr. 36 die Verse 1- 3 und 6

"Allemanda" von Willem de Fesch

"Rondeau" von G. P. Telemann,

"Hört der Engel helle Lieder"
aus dem Evangelischen Gesangbuch Nr.  54 die Verse 1 - 3

"Halleluja, Kyrie eleison"
aus dem EG plus Nr. 142 nur die zweiter Hälfte von Verleih uns Frieden gnädiglich

"O Du fröhliche"
aus dem Evangelischen Gesangbuch Nr. 44 , die Verse  1 - 3

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