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Orientierung finden
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Orientierung finden

Marcus C. Leitschuh
Ein Beitrag von Marcus C. Leitschuh, Katholischer Religionslehrer und Autor, Kassel
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Das Lesen von Straßenkarten ist aus der Mode gekommen. Navis in Autos und Handys mit GPS übernehmen die Orientierung. Deshalb ist heute der "Lies-eine-Straßenkarte-Tag". In Nordamerika begeht man tatsächlich am 5. April den "National Read a Road Map Day". Straßenkarten gibt es übrigens schon seit dem Jahr 1501. Damals feierte man in Rom ein "Heiliges Jahr".

Der deutsche Astronom und Kompassbauer Erhard Etzlaub bekam deshalb den Auftrag: Zeichne eine Karte, auf der die Wege nach Rom zu sehen sind. Die alte Weisheit "Alle Wege führen nach Rom" sollte wörtlich genommen werden. Über Jahrhunderte war die Kunst des Kartenlesens überlebenswichtig. Ich erinnere mich als Kind noch gut an Reisen: Mein Vater am Steuer, meine Mutter mit einem dicken Kartenbuch auf dem Beifahrersitz. Dennoch: Seit 40 Jahren zeigt jetzt schon das Navi den Weg. Aber Hand aufs Herz: Wer hat sich nicht schon über den vermeintlichen Weg gewundert, den die freundliche Stimme aus dem Navi im Auto vorschlägt? Die sind so programmiert, dass sie den schnellsten, Sprit sparenden oder kürzesten Weg finden. Aber echte Lebenserfahrung, menschliches Urteilsvermögen und Kreativität fehlt den Geräten.

Der "Lies-eine-Straßenkarte-Tag" erinnert daran, sich nicht zu abhängig von Technik zu machen. Blindes Vertrauen auf digitale Navigation kann nicht nur zu Irrwegen führen, es nimmt uns auch die Fähigkeit, selbst einen Weg zu finden. Ich finde: Wer Orientierung sucht, sollte nicht nur auf eine Karte, eine Meinung oder eine Sicht setzen. Es ist die Summe der Orientierungspunkte und Informationen, die Menschen zu einem Weg verbinden können. Der Glaube ist eine Facette des Wegfindens durch Höhen und Tiefen. Gott kann Orientierungszeichen sein. Die letzte Wegentscheidung trifft jeder Mensch einzeln.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie heute gute Wegentscheidungen treffen und immer wieder Orientierung finden.
 

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