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Der Prophet gilt nichts in seiner Heimatstadt
Bild: didgeman_pixabay

Der Prophet gilt nichts in seiner Heimatstadt

Bettina Pawlik
Ein Beitrag von Bettina Pawlik, Katholische Gemeindereferentin im Ruhestand
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Aller Anfang ist schwer. Das musste selbst Jesus, der Sohn Gottes, erfahren. Der Evangelist Lukas erzählt davon in dem Abschnitt seines Evangeliums, das heute in den katholischen Gottesdiensten vorgelesen wird (Lukasevangelium 4, 21 – 30). Jesus, von Johannes im Jordan getauft, hat seine ersten Jünger gefunden und kommt gut bei den Menschen an. Er heilt die Kranken und verkündet den Menschen die frohe Botschaft. Das tut er in der Landschaft um den See Genezareth. Der ist etwa 50 km von Nazareth entfernt, der Heimatstadt Jesu. In Nazareth leben seine Eltern und seine Verwandten. Hier hat sein Vater Josef seine Werkstatt. In der kleinen Stadt kennt jeder jeden, seine Vergangenheit und alle Streiche, die er als Kind gespielt hat.

Der will was Besonderes sein?

Jesus hat offenbar gespürt, dass das Leben in dieser Stadt nichts für ihn war. So ist er weggegangen, um seine Bestimmung zu finden. Und als Gott ihm seinen Weg gezeigt hat, kommt er zurück in die Heimat. Auch dort will er seine Botschaft vom liebenden und gütigen Gott verkünden. So predigt er am Sabbat in der Synagoge, liest den Menschen die Worte des Propheten Jesaja vor. Und er tritt mit Selbstbewusstsein auf: „Heute hat sich das Wort erfüllt.“ Zunächst glauben ihm die Menschen, aber dann ärgern sie sich über ihn: Der will etwas Besonderes sein? Im Leben nicht. Sie versuchen sogar, ihn umzubringen. Aber er ist einfach weggegangen.

Zu große Nähe macht manchmal blind

Mit hat diese Geschichte gezeigt: Zu große Nähe macht manchmal blind. „Ach ja, das kenne ich schon. Seine Familie ist auch nicht besser als andere. Da wird auch nur mit Wasser gekocht.“ Solche Sätze hindern mich, das Besondere in einem Menschen zu entdecken. So ist es den Menschen in Nazareth gegangen. Jetzt nehme ich mir vor, immer genau hinzuschauen. Vielleicht entdecke ich ja auch heute bei meinen Mitmenschen etwas ganz Besonderes. Und vielleicht auch – bei Gott.

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