So miste ich richtig aus
„Bücher wirft man nicht weg.“ Das hat ein Freund gesagt, als ich mein Büro ausgeräumt und ein paar Bücher in die blaue Tonne für Altpapier geworfen habe. Er war Lehrer, hatte also berufs- und lebenslang mit Büchern zu tun.
Bücher wirft man nicht weg
In Büchern stehen Ereignisse, die man nicht vergessen darf – von elenden Kriegen bis zu erlösenden Friedensschlüssen. In Büchern findet man zeitlose Worte, Wahrheiten und Bekenntnisse, die Menschen in ihrem Leben geleitet oder erfüllt haben. Ja, Bücher wirft man nicht weg.
„Opa, wir müssen mal viel wegwerfen, wenn du tot bist.“
Doch dann fiel mir die Bemerkung meiner kleinen Enkelin ein. Die hatte beim Anblick meines büchervollen Büros gesagt: „Opa, wir müssen mal viel wegwerfen, wenn du tot bist.“ Das hat sie gar nicht böse gemeint. Sie hat ja Recht: Was soll denn auch mit der ganzen Literatur geschehen, die ich vom Studium bis heute angesammelt habe?
Jedes Buch in die Hand nehmen
Bücher wirft man nicht weg; und doch muss ich es tun. Ich habe mich entschieden. Ich nehme jedes Buch in die Hand. Deshalb wird das Ausräumen auch noch eine Weile dauern. Ich überlege, was an dem Buch für mich wichtig war. Und dann verabschiede ich mich von dem Buch mit Dank für das, was es mir gegeben hat.
Welche Bücher waren besonders wichtig für mich?
Ein paar Bücher behalte ich. Das sind die, die mir auf meinem Lebensweg besonders wichtig geworden sind. Eines davon liegt auf meinem Schreibtisch. Meiner Tochter ist es aufgefallen, als sie die Enkelin abholte. In diesem Buch steht vorne die Widmung einer früheren Freundin. Und es finden sich eine Menge handschriftlicher Notizen von mir darin.
„Dieses Buch werfen wir nicht weg“, hat meine Tochter gesagt. „Stimmt“, dachte ich, „es spiegelt ein Stück Lebensgeschichte von mir.“ Der Titel des Buches ist übrigens: „Nimm dich, wie du bist.“ Untertitel: „Wie man mit sich einig werden kann.“
