Ihr Suchbegriff
Beitrag anhören:
Hoffnungsbilder
Getty Images/Diane Kuhl

Hoffnungsbilder

Sabine Müller-Langsdorf
Ein Beitrag von Sabine Müller-Langsdorf, Evangelische Pfarrerin, Zentrum Oekumene, Frankfurt
Beitrag anhören:

„Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser“, so beginnt der 23. Psalm. Ein schönes Bild. Ein Bild der Geborgenheit und der Begleitung durch Gott. Ein Leben lang. Im tiefen Tal und auf der grünen Aue.

Manche Bilder setzen sich im Kopf fest

Wir sehen derzeit viel weniger schöne Bilder. Bilder zerstörter Häuser und verzweifelter Menschen, Bilder des Kriegs. Bilder sind mächtig und wirkmächtig. Bilder machen mehr mit uns als Worte. Sie setzen sich im Kopf fest und lassen uns manchmal nicht schlafen. Ich habe in den letzten Wochen ab und an Menschen sagen hören: Ich kann die Bilder vom Krieg nicht mehr sehen. Ich ertrage sie nicht. Oder: Sie stumpfen mich mit der Zeit ab, das erschreckt mich. Es ist wichtig für unsere Seele und unser Denken, ab und zu bewusst die Bilderflut abzuschalten. Im Unterschied zu den Menschen in Kriegsgebieten können wir das: abschalten.

Menschen denken in Bildern

Menschen denken in Bildern und brauchen sie. Die schlimmen und die guten Bilder. Sie helfen uns zu verstehen, was ist. Sie helfen uns, uns auszurichten und weiter zu kommen. Die furchtbaren Bilder in Kriegen sind Zeugnisse von Leid. Sie dokumentieren Unrecht und Gewalt. Das ist wichtig, um den Opfern zu ihrem Recht zu verhelfen.

Hoffnugnsbilder helfen in der Krise

Aber auch Hoffnungsbilder können wir innerlich abrufen, wenn es um uns dunkel ist. Gedichte oder auch die Psalmen bieten solche Bilder. Der 23. Psalm mit dem Bild des guten Hirten trägt manche Menschen durchs ganze Leben. Hoffnungsbilder malen, was wir träumen und wünschen für ein gutes Leben. Manchmal begegnen Hoffnungsbilder auch im Alltag. Und wir wissen erst viel später, wie schön und kraftvoll sie sind. 

Hoffnugsbilder auch können im Alltag erscheinen

So ging es mir bei einem Spaziergang am Main. Da stand auf der anderen Mainseite ein Mann am Ufer. Hatte etwas in den Händen, das ich erst auf den zweiten Blick als Dudelsack erkannte. Ein Dudelsackspieler am Main, wie unglaublich ist das denn?  Einen Schottenrock trug er nicht, der Dudelsackspieler. Aber der Klang seines Instruments kam plötzlich klar und schön über den Fluss bis zu mir hinüber.

Ein Dudelsackspieler am Main

Ich stand still und habe mich nur gefreut. Konnte reisen im Kopf bis nach Schottland. Ich wusste bei meinem Spaziergang nicht, dass dieses kleine Erlebnis sich tief in mein Gedächtnis graben würde. Das Bild vom Dudelsackspieler ist hängen geblieben in mir: da ist einer ganz bei sich. Steht in der Sonne am Fluss und spielt schöne Töne. Die über den Fluss tragen und andere bezaubern können. Meine Wirklichkeit weit gemacht haben.  Das war mitten im Alltag für mich grüne Aue, frisches Wasser. „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.“

Weitere ThemenDas könnte Sie auch interessieren