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Begegnung mit Alten und Kranken
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Begegnung mit Alten und Kranken

Uwe Groß
Ein Beitrag von Uwe Groß, Katholischer Diakon, Pfarrei St. Peter und Paul, Wiesbaden
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Legt euer Herz in eure Hände.“ So hat es einmal der katholische Tagesheilige von heute ausgedrückt: der heilige Kamillus. Kamillus hat vor gut 400 Jahren in Italien gelebt, und er hat in seinem Leben so ziemlich alles durchgemacht, was geht. Er verliert früh seine Mutter, und weil sich niemand so recht um ihn kümmert, geht er schon mit 18 Jahren zum Militär. Er kämpft sechs Jahre lang als Soldat, mal für die Venezianer, mal für die Spanier. Er wird schwer am Fuß verletzt und scheidet aus dem Dienst aus. Um sich zu zerstreuen, stürzt er sich in das Glücksspiel und verprasst alles, was er hat. Mehrmals versucht er, da raus zu kommen. Aber es gelingt ihm nicht, er sucht schließlich einen Job und wird Krankenpfleger in einem Hospital in Rom. Hier ändert sich das Leben von Kamillus: Er findet Sinn in seinem Leben durch die Pflege anderer. Er gründet eine Gemeinschaft von Menschen, die es ihm gleichtun, und die es noch heute gibt, mit über 1000 Mitgliedern weltweit. Sie kümmern sich um Behinderte und Kranke: die Kamillianer.

Diese Begegnung hat ihn verändert

Im Heiligenkalender der katholischen Kirche tauchen immer wieder solche „Verrückte“ wie der heilige Kamillus auf. Verrückt im Sinne von: Menschen mit abstrusen Lebensläufen. Das Beispiel von Kamillus beeindruckt mich besonders, weil es mir sagt: Menschen sind nicht festgelegt, und wenn einer einmal ein Spieler, Trinker oder gar Mörder ist, dann muss das nicht immer so bleiben. Kamillus hat sein Herz gefunden, als er die direkte Begegnung mit Menschen in Not hatte: Menschen, die an Typhus oder der Pest erkrankt waren. Diese Begegnung hat ihn verändert, und so wurde er schließlich zum Schutzpatron der Pflegekräfte.

Der direkte Kontakt zu Menschen in Not

Legt euer Herz in eure Hände! Das sehe ich auch bei ganz vielen Pflegerinnen und Pflegern, die heute mit alten und kranken Menschen arbeiten. Besonders in der Corona Zeit ist mir das nochmal bewusst geworden, dass sie ihr Herz in ihren Händen tragen. Ich sehe das in den Altenheimen, die ich als Seelsorger besuche, und ich sehe das auch in der Pflege meines altgewordenen Vaters zuhause, was es heißt, das Herz in Händen zu tragen. Da gibt es Menschen, die den Alten und Kranken nicht nur fachliche Krankenpflege, sondern auch ganz viel Zeit, Liebe und Empathie schenken. Wie der heilige Kamillus haben die Pflegekräfte den direkten Kontakt zu Menschen in Not.

Habe gelernt, geduldiger zu werden

Legt euer Herz in eure Hände! Ich glaube, dass die Begegnung mit Krankheit und Alter für jeden Menschen heilsam ist. Nicht jeder kann Pflegedienste leisten. Aber jemanden besuchen, ihn anrufen oder für ihn da sein, kann jeder und jede. Ich habe bei meinen Begegnungen im Krankenhaus und Altenheim gelernt, geduldiger zu werden. Mehr Verständnis zu haben für die Situation des anderen. Und irgendwann werde ich vielleicht auch in dieser Situation sein und für die Liebe, Empathie und Geduld eines anderen Menschen dankbar sein.

 

 

 

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