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Was fasziniert eine 20-Jährige am Orgelbau?
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Was fasziniert eine 20-Jährige am Orgelbau?

Rüdiger Kohl
Ein Beitrag von Rüdiger Kohl, Evangelischer Pfarrer, Frankfurt-Bockenheim
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Mir imponieren Menschen, die ihre Berufung gefunden haben. So ein Mensch ist Lisa Volkmar. Sie ist 20 Jahre alt und lebt in der Nähe von Rotenburg an der Fulda. Die junge Frau erlernt einen ungewöhnlichen Beruf: Sie ist in der Ausbildung zur Orgelbauerin. Sie sagt: „Eine Orgel planen und bauen zum Lob Gottes: Das ist wirklich mein Traumberuf!“

Orgelbau vereint mehrere Berufe

Ihr Entschluss kam nicht von heute auf morgen. Erst hat sie mehrere Praktika gemacht und sich dann zur Ausbildung entschlossen. Die macht ihr großen Spaß. Sowohl die Theorie als auch die Praxis in der Orgelbauwerkstatt. Was fasziniert eine 20-Jährige am Orgelbau? Da muss Lisa Volkmar nicht lange nachdenken: „Die Vielfalt“, sagt sie. „Das sind praktisch mehrere Berufe in einem. Ich verarbeite Holz, arbeite wie eine Bildhauerin oder eine Drechslerin. Ich muss mich im Maschinenbau und in der Elektrotechnik auskennen. Ich brauche Gespür für Klang, Technik, Gestaltung. Da gehen Handwerk und Kunst Hand in Hand.“

Traditionen pflegen und gleichzeitig etwas Neues schaffen

Manchmal sind Leute überrascht, weil in diesem Beruf noch immer deutlich mehr Männer als Frauen arbeiten. „Das kann sich ja ändern“, sagt sie dann. Im Gespräch mit ihr wird mir klar: Hinter diesem Berufswunsch steckt eine besondere Haltung. Beim Orgelbau pflegt Lisa Volkmar eine Tradition und schafft gleichzeitig Neues.

"Prüft alles und das Gute behaltet"

Das ist nicht nur beim Orgelbau so. Es geht doch oft darum, dass ich für mich sortiere: Welche Traditionen haben mir bisher geholfen, mein Leben zu meistern? Und wo muss ich offen sein für Neues? In der Bibel hat der Apostel Paulus dafür einen Rat. Er schreibt: „Prüft alles und das Gute behaltet.“ (1. Thessalonicher 5,21) Ich verstehe das als eine Lebenshaltung: die eigenen Traditionen wertschätzen. Gleichzeitig schauen, was ich verändern muss, damit ich nicht auf der Stelle trete.

Der Jahrhunderte alte Orgelbau in einer Welt der Elektronik und Digitalisierung

In ihrem beruflichen Alltag kann Lisa Volkmar diese Haltung leben. Der Jahrhunderte alte Orgelbau in einer Welt der Elektronik und Digitalisierung. Ist das nicht irgendwie weltfremd? „Nein“, sagt Lisa Volkmar. „Ich kann Schönes und Natürliches entdecken und weiterentwickeln. Ich baue neue Orgeln auf dem aktuellen Stand der Technik. Modern und für die Zukunft.“

Lisa Volkmar hat ihre Berufung gefunden. Sie sagt: „Angst vor der Zukunft habe ich nicht. Auch in hundert Jahren werden Orgeln erklingen. Zum Lob Gottes und zur Freude der Menschen.“

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