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Zeig mir den Wind
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Zeig mir den Wind

Ingo Schütz
Ein Beitrag von Ingo Schütz, Evangelischer Pfarrer, Oberursel-Bommersheim
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Mit dem lieben Gott ist das ja so eine Sache. Trotz aller Anstrengungen gilt: Angucken kann man ihn nicht. Das ist für viele Menschen ein Grund, Gott links liegen zu lassen. Sie sagen: Ich glaube nur, was ich sehen kann. Dabei gibt es vieles, was unsichtbar ist und dennoch real. Die Liebe zum Beispiel, Hoffnung, Vertrauen, Freundschaft… Dazu eine kleine Geschichte:

Der Wind ist unsichtbar - aber was er bewegt, kann man sehen

Ein Kind kommt zu seinen Eltern und bittet: Zeigt mir den Wind! Die Eltern lachen – schließlich besteht der Wind aus Luft, und die ist unsichtbar. Das Kind geht zu seiner Lehrerin und sagt: Zeig mir den Wind! Die Lehrerin grübelt – Wind entsteht durch unterschiedliche Druckzustände in der Atmosphäre, aber sehen kann man ihn nicht. Da geht das Kind zu einem Bettler am Straßenrand und sagt: Zeig mir den Wind! Der Bettler lächelt. Schau auf meine Haare, sagt er, wie der Wind mit ihnen spielt. Schau auf die Herbstblätter, die auf der Straße tanzen. Schau auf die Bäume, die sich im Wind wiegen. Den Wind selber kannst du nicht sehen. Aber er wird sichtbar, wenn er andere Dinge in Bewegung setzt.

Auch Hoffnung, Liebe oder Vertrauen kann man nicht sehen

So ist es auch mit Hoffnung und Liebe, mit dem Vertrauen und der Freundschaft. Sie alle sind unsichtbar. Sehen und auch spüren kann ich sie nur, wenn sie Dinge in Bewegung setzen. Wenn Menschen Risiken eingehen, weil sie vertrauen. Wenn einer vor Verzweiflung blockiert war und nun doch wieder weitergehen kann. Wenn ein Kuss sichtbar macht, was man nur im Herzen richtig spüren kann.

Auch Gott ist unsichtbar, kann aber viel bewegen

Mit dem lieben Gott ist das ähnlich. Ich kann ihn nicht sehen. Und doch bewegt er Vieles. Dadurch kann ich sehen, was unsichtbar ist. Bei Hoffnung und Liebe, Vertrauen und Freundschaft haben wir keinen Zweifel, dass es sie wirklich gibt. Warum gilt das eigentlich nicht genauso für Gott? Ich möchte gerne glauben, dass er da ist. Vielleicht muss ich dafür nur die Augen öffnen und sehen, was Gott zum Guten bewegt.

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