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Die Erbsen und der liebe Gott
Bild: LAWJR/Pixabay

Die Erbsen und der liebe Gott

Jens Haupt
Ein Beitrag von Jens Haupt, Evangelischer Pfarrer, Kassel
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Im Sommer habe ich nach langer Zeit wieder gegärtnert. Auf meinem Streifen Gartenland: Ein Erbsenstrauch. Aus meiner Kindheit wusste ich: Die Schoten muss man nur abziehen. Ist aber gar nicht so einfach. Die hängen sehr fest.

Die Kunst des Erbsens Pflückens - ist nicht einfach

Mit etwas Übung pflücke ich dann wirklich nur die Erbsen und reiße nicht den ganzen Strauch in Stücke. Nach einer Handvoll bin ich fertig. Eindeutig zu wenig. Also nochmal hinschauen. Alles grünes Gewirr. Also tasten, fühlen. Mühsames Geschäft. Dann komme ich auf eine Idee: Den Strauch schütteln.

Den Strauch einfach schütteln

Tatsächlich bewegen sich die prallen Schoten anders als die dünnen Blättchen. Aber auch mühsam. Zu guter Letzt hilft es nichts, ich muss in die Hocke, mich bücken, auf die Knie und mir den Strauch von unten, von oben, von der Seite anschauen, um noch Erbsen zu entdecken. Am Ende ist es doch eine Schüssel voll.

Menschen sind auch eine Art Erbsenstrauch

Zuhause beim Erbsen puhlen, auch nicht wenig mühsam, geht mir durch den Kopf: Menschen sind auch so eine Art Erbsenstrauch. Bei wenigen berühmten Menschen sieht man die Früchte gleich. Bei den allermeisten Menschen allerdings ist auf den ersten Blick wenig zu erkennen. Mühsam tastet man sich bei manchen voran, möchte sie gerne schütteln, damit man sehen kann, was es bei ihnen noch zu entdecken gibt. Und am Ende nutzt es nichts: Man muss sich bücken, in die Knie, von hier und von da hingucken, um nichts zu übersehen.

Manchmal muss auch Gott suchen, wo wir Früchte tragen

So ähnlich - stelle ich mir vor- mag es Gott gehen, wenn er uns Menschen anschaut. Oft muss Gott erst mal suchen, wo wir Früchte tragen, muss sich richtig Mühe geben, zu entdecken, wer wir sind, und vielleicht stöhnt er manchmal auch, wie mühsam und anstrengend es mit uns ist.

Wir sind Gott die Mühe wert

Und tatsächlich, Gott ist auch in die Knie gegangen, auf den Boden, hat das Menschenleben von unten gesehen. Angefangen als Kind in der Krippe, nach wenigen Tagen schon auf der Flucht nach Ägypten, später in den Begegnungen mit den Kranken und Ausgeschlossenen und am Ende mit seinem Tod. Jesus ist der Gott, der in die Knie geht, der nach Früchten unseres Lebens sucht und sie am Ende findet, selbst wenn er dabei kräftig schütteln muss… Wir sind ihm der Mühe wert. Was einem so alles beim Erbsenpflücken eben durch den Kopf geht. 

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