Der Morgenstern
„Wenn ich das kriege, schmeiße ich das in den Müll.“ Das hat unsere vierjährige Enkeltochter gesagt, und sie meint damit das Corona-Virus. Sie hatte schon wieder gehört: Du darfst die Großeltern immer noch nicht besuchen. Dabei kommt sie so gerne zu uns. Wir leben auf einem Bauernhof; das ist für Kinder interessant – Hasen und Schweine füttern, Eier aus dem Hühnernestern holen, gerade geborene Lämmer streicheln. Das geht jetzt alles nicht - wegen Corona.
Wir leiden alle unter den Kontaktverboten
Ich kann ihre Entrüstung gut verstehen. Vielen von uns geht’s doch genauso: Wir leiden unter dem Kontaktverbot. Wenn ich das Virus kriege, kommt es in den Müll. Gute Idee, aber leider geht das nicht so einfach. Wir müssen die Infektionszahlen runterkriegen; eben auch mit Kontaktbeschränkungen und Reiseverboten.
Zuversicht suchen - auch bei unseren Vorfahren
Doch so sehr wir uns auflehnen und entrüsten: das hilft nicht viel. Mir hilft es, nach Zuversicht zu suchen. Auch bei unseren Vorfahren.
Die Pest wütete in Westfalen
Zum Beispiel vor rund vierhundert Jahren in Westfalen. Da wütete die Pest. Die Angst und die hohen Todeszahlen hatten alle in Schrecken versetzt. Da soll ein Pfarrer seine Gemeinde in die Kirche eingeladen haben, um dort eine ganze Nacht auszuharren und zu beten.
Der Morgenstern als Hoffnungszeichen
Als diese Nacht voller Angst vorbei war, soll er die Kirchentür aufgemacht haben. Da stand am Himmel der Morgenstern, die Venus. Damals soll das Lied entstanden sein, das heute im Evangelischen Gesangbuch steht. Wie schön leuchtet der Morgenstern. Der helle Stern war für die Menschen ein Hoffnungszeichen. Es hat sie an die Zusage Gottes erinnert: Nach der Nacht kommt der Morgen. Daran will ich mich halten, gerade jetzt.