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Daumen hoch
Pixabay/Dark Athena

Daumen hoch

Ein Beitrag von Veit Dinkelaker, Evangelischer Pfarrer und Referent am Bibelhaus Erlebnis Museum Frankfurt
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Gladiatorenkampf im alten Rom. Das Kolosseum ist bis auf den letzten Platz ausverkauft. Die Zuschauer blicken gebannt auf die beiden Männer in der Arena. Die haben ihre Schwerter gezogen und gehen aufeinander los. Schließlich hat ein Gladiator den anderen niedergekämpft. Der Verlierer liegt am Boden, kann sich nicht mehr wehren und erwartet den Todesstoß. Da geht die Frage an die Zuschauer: Soll der Verlierer sterben oder leben? Daumen hoch oder Daumen runter?

Daumen hoch oder Daumen runter - Gab es das in der römischen Arena tatsächlich?

Die Szene gibt es in vielen Filmen über das alte Rom. Es ist umstritten, ob es die Zeichensprache „Daumen hoch“ in der römischen Arena tatsächlich gab. Und wenn ja, wie sie verwendet wurde. Sie könnte auch genau das Gegenteil von dem bedeutet haben, was wir heute damit ausdrücken. „Daumen hoch“ hätte für das gezogene Schwert stehen können. Also nicht „Daumen hoch – er darf leben“, sondern „Daumen hoch, Schwert raus – er soll sterben.“

"Daumen hoch – gefällt mir"

Heute ist „Daumen hoch“ nur positiv. Die Geste ist bei Facebook populär, dem Netzwerk im Internet. Mit dem Button „Daumen hoch“ kann man ausdrücken: Gefällt mir.  Wenn ich einen Kommentar von jemandem gut finde, kann ich ganz einfach meine Zustimmung ausdrücken und „Daumen hoch – gefällt mir“ anklicken. Ich kann es liken. Ja, das Verb liken steht schon im Duden: Liken, Daumen hoch, heißt etwas positiv bewerten. Ein Schüler im Unterricht stöhnte: „Warum muss ich denn meine Meinung hier immer begründen? Kann ich nicht einfach nur liken?

Der Niedergang der Gesprächskultur?

Manche Kritiker sehen in „Daumen hoch – gefällt mir“ den Niedergang von Gesprächskultur. Früher hätte es noch so etwas wie eine eigene Meinung gegeben. Heute würde man nur noch der Masse folgen und einfach „Gefällt mir“ anklicken, wo schon möglichst viele vor mir auch Daumen nach oben gezeigt haben. Keine Diskussion, kein Für und Wider, keine Begründung der eigenen Meinung mehr nötig. Einfach nur klick – Daumen hoch, like it, gefällt mir.

Erst nachdenken, bevor man "Gefällt mir" anklickt

Nachplapperer und Mitläufer gab und gibt es immer. Und natürlich sollte man nicht blindlings „Gefällt mir“ anklicken, wenn man gar nicht genau weiß, worum es geht. Aber vor der Aufgabe stehe ich immer, ob in einer Konferenz, beim Gespräch über den Gartenzaun oder eben im Internet. Ich finde es sympathisch, einem anderen ein „gefällt mir“ geben zu können.

"Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein."

Jesus sagt in der Bergpredigt: „Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein.“ (Matthäus 5, 37) Es geht Jesus um Verlässlichkeit, darum, dass ich zu dem Wort stehe, das ich einem anderen gebe, und dass dieses Wort eindeutig ist. Ein Bekenntnis, das so gemeint ist, wie ich es gesagt habe. Mir gefällt das: Nicht nur im Internet, sondern auch sonst ein eindeutiges, sympathisches „Gefällt mir“ zu bekommen und anderen zu geben.

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