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Faustregel
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Faustregel

Ein Beitrag von Veit Dinkelaker, Evangelischer Pfarrer und Referent am Bibelhaus Erlebnis Museum Frankfurt
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Jetzt ist es längst alltäglich – der Griff nach dem Mund-Nase-Schutz. Wenn ich aufbreche, denke ich: "Ach ja! Hausschlüssel – Geldbeutel – und die Maske: jetzt kann es losgehen!" Dass wir selbstverständlich täglich Masken tragen, das hätte ich mir noch vor gut einem Jahr nicht träumen lassen. Doch immer noch überlege ich zweimal, ob ich jemanden besuche – und bespreche mit ihr oder ihm: Treffen wir uns draußen zum Spaziergang, an der Türe oder doch drinnen bei offenem Fenster?

Eine Faustregel wären gut

Und die Regeln stehen ja nicht fest, sondern ändern sich je nach Lage: Was gilt jetzt gerade? Nach was kann ich mich richten? So eine Faustregel wäre gut, die immer passt, so dass ich nicht jedes Mal neu überlegen und entscheiden müsste.

Was ist das höchste Gebot?

In der Bibel fragt jemand Jesus nach so einer Faustregel: Was ist das höchste Gebot? Was gilt immer und auf jeden Fall, egal wie die Situation gerade ist? Jesus zögert nicht lange. Er zitiert aus der Heiligen Schrift: "Du sollst deinen Gott lieben von ganzem Herzen von ganzer Seele und mit deinem ganzen Verstand. Und du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ Und Jesus bekräftigt: „Das ist die Summe des Gesetzes und aller Gebote."

Eine Faustregel fürs Leben

Eine Faustregel. Etwas, das immer und überall gilt: „Liebe Gott und liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“ Mir hilft diese Regel. Sie ist wie ein Kompass, wenn ich entscheiden muss, wie ich mich verhalte.  Es geht in allem immer um den anderen oder die andere genauso wie um mich selbst. Was kann ich tun, dass es ihm oder ihr gut geht? Wie kann ich ihn oder sie schützen? Mindestens das. Vielleicht sogar noch mehr: Ihm oder ihr helfen? Ihm geben, was er braucht? Was ihr gut tut?

"Liebe Gott und liebe deinen Nächsten wie dich selbst."

Das ist im Einzelfall gar nicht so einfach. Liebe deinen Nächsten, deine Nächste wie dich selbst. Doch bitte mit Maske und auf Abstand. Aber es gibt zum Glück mittlerweile Gesten, wie ich Nähe ausdrücken kann und Herzlichkeit und trotzdem auf den Schutz achte. Der Gruß mit den Ellenbogen gehört für mich dazu. Und ich verstehe ihn als einen Ausdruck dieses höchsten Gebots: Wir achten auf den anderen genauso wie auf uns selbst. 

Und wenn jemand vor mir steht und weint und ich ihn oder sie am liebsten umarmen würde, um zu zeigen: Ich bin bei dir? In solchen Ausnahmesituationen nehme ich jemanden kurz in den Arm. Mit Maske. So was gehört für mich auch zu der Faustregel: Liebe Gott und liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Höchstes Gebot, nicht nur in der Pandemie.

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