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Fest der unschuldigen Kinder
Bild: pixabay

Fest der unschuldigen Kinder

Daniel Stehling
Ein Beitrag von Daniel Stehling, Katholischer Pastoralreferent und Religionslehrer, Fulda
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Vor einigen Wochen im Religionsunterricht in meiner 6. Klasse. Wir beschäftigen uns mit den Festtagen in der Weihnachtszeit. Heilig Abend. Klar! Den kennen alle. Aber als ich frage, welches kirchliche Fest am 28. Dezember begangen wird, wird es still.

Also erzähle ich: "Am 28. Dezember ist das Fest der Unschuldigen Kinder. Wahrscheinlich habt ihr den Namen noch nie gehört. Aber vielleicht könnt ihr ja herausfinden, welche biblische Begebenheit hinter diesem Tag steht." Schnell meldet sich Moritz und erzählt von König Herodes: "Der war zur Zeit der Geburt Jesu König in Israel. Als er von der Geburt Jesu gehört hatte, fürchtet er um seine Macht und wollte das neue Königskind umbringen. Deshalb ließ Herodes alle Jungen, die zwei Jahre und jünger waren, in der Gegend um Bethlehem umbringen. Und diese sind bestimmt die unschuldigen Kinder, an die man am 28. Dezember denkt", schließt Moritz seinen astreinen Vortrag. Ich gebe Moritz recht. Dann frage ich in die Klasse: "Was denkt ihr, warum wird auch heute noch an die unschuldigen Kinder gedacht, die Herodes ermorden ließ?" Wieder meldet sich Moritz, und noch bevor ich ihn drannehmen kann, schießt er einfach los: "Ist doch ganz klar, Herr Stehling. Weil damals wie heute so viele Kinder unschuldig sterben. Früher durch Herodes, heute durch Krieg oder Hunger. Wenn wir an die unschuldigen Kinder von damals denken, dann fallen uns auch die unschuldigen Kinder von heute ein und die sollen nicht vergessen werden." Besser hätte ich das kirchliche Fest der unschuldigen Kinder nicht aktualisieren können.

Heute am 28. Dezember fällt mir die kleine Predigt von meinem Schüler Moritz wieder ein. Sie zeigt mir: Die biblische Geschichte von den unschuldigen Kindern ist hoch aktuell. Und den Gründen, warum Kinder heute sterben, füge ich in meinen Gedanken noch Flucht, Terror, Vernachlässigung und Missbrauch mit an. Ein tröstlicher Gedanke, dass Christen all die vielen unschuldig getöteten Kinder bis heute nicht vergessen wollen.

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