Solidarität konkret werden lassen
In der Zeitung sah ich vor Kurzem ein Foto: ein kleines Theater. Da, wo sonst weit über 100 Menschen Bühnenkunst genießen können, haben jetzt gerade einmal 25 Menschen Platz. Die Corona-Abstandsregel macht die eingeschränkte Besucherzahl in Veranstaltungsorten notwendig. Das hat Folgen. Wenn nur wenige Menschen zuschauen dürfen, dann reichen die Einnahmen oft nicht einmal für die Saalmiete. Diese Not hat die Kasseler Elisabethkirche erkannt. Und sie handelt.
Ab August stellt sie ihren Raum kostenlos zweimal in der Woche Künstlerinnen und Künstlern für Auftritte zur Verfügung. Zusätzlich erhalten die Kulturschaffenden alle Einnahmen. Das lohnt sich, denn diese katholische Kirche ist eine der größten Kirchen in Kassel. Aktuell dürfen sich - unter Einhaltung der Abstandsregeln - 80 Menschen gleichzeitig in dieser Kirche aufhalten. Ich finde, diese Aktion ist ein schönes Beispiel, was Solidarität konkret bedeuten kann. Damit wieder mehr Kultur möglich wird. Damit Kulturschaffende wieder von Auftritten leben können. Schirmherr dieser schönen Aktion ist auch der Fuldaer Bischof Dr. Michael Gerber. Er sagt zu dieser Kirchenöffnung: Der Glaube präge eine Kultur der Menschen, die auf zwei Beinen steht: Freiheit und Vertrauen – und nichts soll uns ängstigen. Genau diese Botschaft kann die offene Elisabethkirche ausstrahlen: Vertrauen in die Kraft der Kultur haben. Die Freiheit der Kunst ermöglichen. Und: Der Glaube kann die Freiheit schenken, Menschen mit Vertrauen zu begegnen. Die offene Kirche lässt das biblische Jesuswort "Fürchte Dich nicht" konkret werden. Das kann nicht nur in der Elisabethkirche Akteuren und Zuschauern gleichermaßen Mut machen. Das kann jeder Mensch in diesen schwierigen Zeiten: Freiheit, Vertrauen und Mut schenken. Damit die Angst nicht das letzte Wort hat. Öffnen. Nicht nur Kirchentüren. Auch Herzen.