Kirche zu Hause
Nicht nur Home-Office ist angesagt in diesen Zeiten oder Home-Schooling, auch die Kirche kommt ins Haus. Zum Beispiel bei einem Wohnzimmergottesdienst. Eine Familie lädt die Pfarrerin ein. Man feiert eine kleine Andacht. Und bleibt nachher noch zusammen zu Gespräch und Snack.
Das ist nicht ganz neu, denn so fing es auch an mit der Kirche. Die ersten Christen treffen sich in den Häusern. Sie machen es anders als die alten Römer, wo sich nur die noble Familie um den Hausaltar versammelt. Bei den Christen sind alle dabei, auch die Frauen, auch die Sklaven. Auch Luther hat den Hausgottesdienst geschätzt. Er übersetzt die Bibel und schreibt den Katechismus, damit sie zu Hause gelesen werden können. Auch mit allen zusammen, mit Magd und Knecht wie er schreibt.
In manchen Familien wird regelmäßig am Tisch gebetet. Oder abends, wenn die Kinder ins Bett gehen. Oder es wird aus dem Losungsbüchlein ein Bibelwort für den Tag gelesen. Was hat man davon, wenn der Glaube im Haus gelebt wird? Vielleicht ist es so wie Hausmusik, ein schönes Hobby, das auch die Familie zusammenhält. Oder wie ein Lesezirkel: Freunde tauschen sich aus über ein Buch. Ich sage, es ist noch mehr. Gottesdienst im Haus ändert die Atmosphäre. Eine Wohnung ist dann nicht mehr nur privat. Nicht nur ein Ort, wo die Socken unter dem Sofa liegen und der Hund auf dem Teppich. Wo das Fernsehen läuft - oder heute jeder hinter seinem PC versackt. Zusammen Andacht feiern heißt: Da kommt etwas Großes unter das kleine Dach. Da brennt eine besondere Kerze, da hängt vielleicht ein kleines Kreuz an der Wand. Der Glaube kommt dir nah. Gott wohnt nicht nur in der Kirche, weit weg, hinter hohen alten Mauern. Sondern da wo du lebst. Er ist dir vertraut. Du hast einen Halt in Notzeiten. Früher, bei uns zu Hause, wenn jemand krank war in der Familie oder in der Nachbarschaft, wurde besonders für ihn gebetet. Man saß nicht nur bedrückt in der Ecke. Die Not wurde genannt. Und wenn es etwas zu feiern gab, wurde gesungen. Lobe den Herrn, zum Beispiel, 3 Strophen. Das hat mich geprägt bis heute: Diese Erfahrung, das Haus, in dem du wohnst, hat viele Räume. Da bist du selbst zuhause und doch verbunden mit anderen. Es ist offen, zu den Seiten und nach oben - zum Himmel hin.