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Von guten Mächten wunderbar geborgen
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Von guten Mächten wunderbar geborgen

Pia Arnold-Rammé
Ein Beitrag von Pia Arnold-Rammé, Katholische Pastoralreferentin, Referentin für Sozialpastoral, Frankfurt
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„Von guten Mächten wunderbar geborgen / erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist mit uns am Abend und am Morgen / und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“ Dieses kurze Gebet habe ich früher immer mit meinen Kindern im Bett gebetet. Und es begleitet mich bis heute, tröstlich vor allem in schweren Zeiten.

Es stammt von Dietrich Bonhoeffer. Bonhoeffer war evangelischer Theologe und wurde heute vor 75 Jahren im KZ Flossenbürg von den Nazis hingerichtet. Dieses Gebet hat er kurz davor, zu Weihnachten 1944, für seine Verlobte und seine Familie geschrieben. Da war er schon fast zwei Jahre im Gefängnis und konnte zumindest erahnen, dass er vielleicht nicht mehr lange zu leben hat. Und trotzdem schreibt er einen so tröstlichen und hoffnungsvollen Text. Auch deshalb gefällt mir das Gebet: Es ist entstanden in existenzieller Not und trotzdem so hoffnungsvoll.

Im Brief an seine Verlobte, in dem Bonhoeffer diesen Gebetstext mitschickt, schreibt er:

„Es ist, als ob die Seele in der Einsamkeit Organe ausbildet, die wir im Alltag kaum kennen. So habe ich mich noch keinen Augenblick allein und verlassen gefühlt. Du und die Eltern, Ihr alle, die Freunde und Schüler im Feld, Ihr seid mir immer ganz gegenwärtig. Eure Gebete und guten Gedanken, Bibelworte, längst vergangene Gespräche, Musikstücke, Bücher bekommen Leben und Wirklichkeit wie nie zuvor. Es ist ein großes unsichtbares Reich, in dem man lebt und an dessen Realität man keinen Zweifel hat.“(„Brautbriefe Zelle 92. Dietrich Bonhoeffer – Maria von Wedemeyer 1943-1945, München 2001, S. 209“)

Natürlich sind wir nicht so eingesperrt wie Dietrich Bonhoeffer und auch nicht so bedroht, trotzdem gibt es Vergleichbares in der aktuellen Situation. „Von guten Mächten wunderbar geborgen / erwarten wir getrost was kommen mag. Gott ist mit uns am Abend und am Morgen / und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“ Diese Geborgenheit am Abend und am Morgen durch gute unsichtbare Mächte ist etwas, was ich heute nicht weniger brauche als damals Dietrich Bonhoeffer. Das Vertrauen darin gibt mir Kraft und Mut, meinen Alltag zu bestehen.

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