Zwischen den Jahren – Zeit für ein besonderes Ritual
Sabine, eine Frau aus meinem Ort, hat ein Ritual für die Tage zwischen Weihnachten und Neujahr: Sie schreibt auf, was sie im letzten Jahr bewegt hat. Sabine erzählt mir: „Mein Sohn ist in diesem Jahr ausgezogen. Für mich ist das eine ganz neue Situation. Nicht ganz leicht. Auf einmal ist niemand mehr da zum Reden oder den ich bekochen kann. Mir hilft es, das aufzuschreiben. Irgendwie kann ich dadurch meine neue Lebenssituation besser akzeptieren.“
Ich kann Sabine verstehen. Mir tut es auch gut, wenn ich mir in diesen Tagen Zeit nehme, um mich zu sortieren. Ich bin am Ende des Jahres oft sensibler für das, was hinter mir liegt. Ich spüre deutlicher, in welcher inneren Verfassung ich in das neue Jahr gehe. Wenn ich es aufschreibe, sehe ich klarer, was in mir los ist. Dabei fließt auch ein, was ich für das neue Jahr hoffe.
Und ganz wichtig sind für mich beim Übergang vom alten ins neue Jahr Worte des evangelischen Theologen Dietrich Bonhoeffer. Er hat sie ebenfalls in einem Dezember aufgeschrieben – mit Blick auf das alte und mit Hoffnung für das neue Jahr. Dietrich Bonhoeffer hat geschrieben: „Von guten Mächten treu und still umgeben, behütet und getröstet wunderbar, so will ich diese Tage mit euch leben und mit euch gehen in ein neues Jahr.“
Ich mag besonders, was Dietrich Bonhoeffer dann weiter geschrieben hat: „Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“ Ich denke dann: Ja, was kommt, das weiß ich nicht. Aber ich kann getrost und gewiss sein: Gott ist bei uns. An jedem neuen Tag.