Zwanzig Minuten Vorfreude
„Zwanzig Minuten Vorfreude“ steht auf der Speisekarte unter dem Kaiserschmarrn. Wartezeit ist vorprogrammiert. Mein Ältester bestellt ihn trotzdem. Und muss warten.
Die Wartezeit zieht sich. Alle anderen bekommen schon zu essen. Die Blicke meines Sohnes werden hungriger und hungriger. Jedes Mal wenn der Kellner vorbeikommt dieses Aufzucken: Bestimmt, vielleicht jetzt … nein, wieder nicht.
Tapfer bei der Vorfreude bleiben ist da gar nicht leicht.
Endlich kommt die heißersehnte Speise: „Und - wie schmeckt‘s?“ Jungs in der Pubertät sind normal ja nicht so wahnsinnig begeisterungsfähig. Aber da: Ein Strahlen des Genusses leuchtet auf seinem Gesicht. Aus vollem Mund ein hervorgenuscheltes „Schmeckt himmlisch!“
Und ich denke: Himmlisch? Ja. So ähnlich stelle ich mir das mit Gott und dem Himmel vor. Wartezeit, Hoffnung und Vorfreude gehören dazu. Schon in der Bibel geht es immer wieder darum. In einem der Briefe des Neuen Testaments heißt es dazu:
„Ihr werdet euch freuen, ihr, die ihr jetzt eine kleine Zeit, wenn es sein soll, traurig seid in mancherlei Anfechtungen, (1 Petr 1,6+8b) ihr werdet euch freuen mit unaussprechlicher und herrlicher Freude.“
Sicher: Die Lebenskost mag manchmal arg karg sein. Und Mancher wartet auf bessere Zeiten und verliert darüber jeden Geschmack auf Himmel.
„Ist das nicht nur Vertröstung?“, frage auch ich mich manchmal und „Wird es wirklich gut?“
Dennoch weiß ich auch: Wie viele gute Erfahrungen lassen sich in die Waagschale werfen? Wie oft haben wir alles, was wir zum Leben brauchen! Gott als guter Gastwirt sorgt für uns! Bemüht sich um uns mit Momenten, die jetzt schon „himmlisch“ sind.
Mir jedenfalls fallen gute Gründe dafür ein, auf der Speisekarte des Lebens den Hinweis auf die Vorfreude mit zu lesen. Gut, dass wir mehr als nur zwanzig Minuten dazu haben.