Mitarbeiterinnen Gottes
„Herzlich willkommen beim ökonomischen Gottesdienst“ – kein Witz, so wurde ich selbst einmal begrüßt! Ein „ökonomischer Gottesdienst“? äh, na ja! Der Moderator des Dorffestes war wohl nicht so bewandert im Gebrauch der Fremdwörter, oder er konnte sich unter „ökumenisch“ einfach nichts vorstellen und nahm das ihm naheliegende „ökonomisch“. In gewisser Weise hat er nicht unrecht: Ein ökumenischer Gottesdienst, bei dem Christen verschiedener Bekenntnisse zusammen feiern, ist ja auch „ökonomisch“ – man muss zum Beispiel nur einmal die Kirche heizen… Aber im Ernst: Ökumene ist für viele Menschen, denen ich in meinem Alltag begegne, ein schwieriges Wort. Viele wissen noch, dass es evangelisch und katholische Christen gibt, und auch ein paar äußerliche Unterschiede sind vielen geläufig: „Der evangelische Pfarrer ist manchmal auch eine Frau und hat immer einen schwarzen Kittel an“ – so jedenfalls hat es mir mal ein Kind erklärt.
Die Unterschiede im Glauben sind immer weniger Menschen bekannt oder auch wichtig. Und auch kirchlich interessierte Menschen geben es auf, wenn ich anfange, Details wie den Unterschied zwischen Lutheranern und Protestanten zu erklären – die sind halt evangelisch. Genauso wie alt-katholische und römisch-katholische halt Katholiken sind. Ich kann das verstehen – und trotzdem erlebe ich Ökumene auch ganz anders. Als Bereicherung.
Es gibt an vielen Orten in Deutschland ökumenische Initiativen. Orte und Veranstaltungen, die Christen unterschiedlicher Kirchen organisieren. Zum Beispiel gibt es in Darmstadt eine sehr lebendige ACK-Gruppe, bei der ich auch ab und zu dabei bin. Bei den Treffen erlebe ich eine so große Vielfalt, dass ich jedes Mal neu beeindruckt bin. Da sitzen Baptisten neben äthiopisch-orthodoxen Christen. Da diskutieren Lutheraner mit Methodisten mit gegenseitigem Respekt und Wohlwollen, dass ich mich nur freuen kann.
Sicher bleiben mir manche Ansichten und Bräuche anderer Konfessionen fremd. Ich bin eben einfach katholisch geprägt und verstehe nicht wirklich, warum man keine Kinder taufen sollte. Aber ich kann mich immer wieder an der Verschiedenheit freuen, und ich bin glücklich über die Toleranz, die ich bei den ehrenamtlichen und hauptamtlichen Delegierten dort erlebe.
Vor einigen Wochen wurde dort eine gemeinsame Erklärung zur Ökumene verabschiedet. Darin wird beschrieben, wie wir in Darmstadt weiter auf dem gemeinsamen Weg im christlichen Glauben weitergehen wollen. Wir wollen darauf verzichten, unsere theologischen Meinungsverschiedenheiten zu diskutieren, und stattdessen mehr zusammen handeln, etwa Menschen in Not helfen. Wenn jemand Hilfe braucht, geht es nicht darum, ob ich Adventist oder Lutheraner bin – ja noch nicht einmal, ob ich Christ bin. Wenn jemand Hilfe braucht, dann muss ich ihm helfen. Dabei sind die Unterschiede beim Glauben und Beten ziemlich unwichtig.
So gesehen ist die „Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland“ auch ein wichtiger Motor für gesellschaftliche Entwicklung. Heute beginnt ihre Mitgliedervollversammlung in Mainz: Dort treffen sich Delegierte aus 17 Mitgliedskirchen, 6 Gastmitgliedskirchen und Beobachtern aus 6 kirchlichen Gemeinschaften.
Sie haben alle eins gemeinsam: Sie glauben an Jesus Christus als Gottes Sohn und erkennen die Bibel als Grundlage ihres Glaubens an. Gemeinsam ist den Vertreterinnen und Vertretern dieser Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften aber auch ihr Anliegen: Sie wollen den christlichen Glauben in der Welt von heute für andere Menschen so überzeugend leben, dass diese Menschen eine Ahnung vom Glauben bekommen. Ihr Ziel ist es, den Auftrag Jesu umzusetzen, an seiner Kirche weiterzubauen, und dabei Menschen miteinander zu verbinden.
In Darmstadt klappt das schon ganz gut. Zum Beispiel findet dort am 27. März der 50. Ökumenische Kreuzweg statt. Ein tolles Zeichen für den Glauben und die Solidarität in der Stadt. Ich werde dabei sein!