Der Traum von einer besseren Stadt
Am letzten Mittwoch, 8 Uhr morgens, in der Vias zwischen Wiesbaden und Frankfurt. Bei den Pendlern im Zug geht’s ums Auto, genauer gesagt: um das Diesel-Fahrverbot. Einer regt sich richtig auf. Aber nicht darüber, dass das Fahrverbot kommt, sondern: dass es so spät kommt. Und vor allem, dass die Städte und die Autoindustrie nicht schon früher was getan haben gegen die schlechte Luft. Zum Beispiel bei ihm in Wiesbaden. „Da wird ja überhaupt nicht kontrolliert, wer reinfährt“, sagt der Mann. „Umweltzonen und Plaketten nutzen bisher gar nichts. Sollen sie doch jetzt endlich mal ernst machen, damit die Luft wirklich besser wird!“
Und ich hab innerlich mit dem Kopf genickt. Natürlich kann ich verstehen, dass viele Diesel-Fahrer sich jetzt Sorgen machen. Vielleicht kommen sie demnächst nicht mehr in ihre Städte rein mit ihrem Auto. Und der Wagen verliert an Wert. Aber es sind ja nicht nur die Autofahrer von dieser Entscheidung betroffen. Betroffen sind auch die vielen Menschen, die in den großen Städten leben. Und für sie ist diese Entscheidung eine gute Entscheidung.
Es ist eine Entscheidung mit großen Chancen: Mit der Chance auf bessere Luft. Und noch allgemeiner: der Chance auf bessere Lebensqualität. Ich hoffe darauf, dass jetzt der Nahverkehr noch besser ausgebaut wird. Und dass es mehr Raum und Rücksicht für Fußgänger und Radfahrer geben wird.
Ich lebe selbst an einer Hauptverkehrsstraße in der Großstadt. Ich habe kein Auto und muss doch jeden Tag die Abgase einatmen und den Lärm ertragen. Dem Pendler in der Vias geht es wohl ähnlich. Es gibt mittlerweile einige Menschen, die mit wenig Auto auskommen, aber mit dem vielen Autoverkehr um sie herum leben müssen. Sogar Papst Franziskus hat diese Probleme in den Städten schon einmal aufgegriffen, in seiner Umweltenzyklika, und eine neue Lebensqualität angeregt.
Ich träume von einer Stadt, in der es sich durchatmen und ruhiger und besser leben lässt. Für mich ist das durchaus auch ein christlicher Traum: Es geht darum, dass der Mensch in Einklang mit sich und der Natur und Gott leben kann. Und vielleicht ist dieser Traum in dieser Woche ein bisschen näher gerückt.