Was ist bloß mit Gott los
Heute ist es wieder in aller Munde, das Wort Gott. ‚Um Gottes willen‘, sagen Menschen oft. Andere seufzen: ‚Großer Gott‘; oder: ‚Gott sei Dank‘. Manchmal vergeht kaum ein Satz, in dem Gott nicht auftaucht. Auch in Worten wie: ‚Ach Gottchen‘. Was ist bloß mit Gott los, dass er so im Gespräch ist?
Worüber geredet wird, ist noch lange nicht im Gespräch. Vieles wird so dahin gesagt. Ohne Sinn und Verstand, wie meine Mutter das nannte. Worte werden oft nicht überlegt oder abgewogen, sondern einfach gesagt. Wenn man abends hören könnte, was man am Tag so geredet hat, würden einige wohl erschrecken. So ist das mit Gott: In aller Munde, aber längst nicht in allen Herzen. Es wird von ihm geredet wie vom Wetter. Eigentlich schade. Wo Gott doch Anfang und Ende von allem ist. Sagt Jesus. Und erzählt hier oder da, wie es wirklich sein könnte. Gott ist wie ein Hirte, wie ein Vater; auch wie ein Richter und Lenker der Welt. Wenn Jesus von Gott redet, dann mit Sinn und Verstand. Nie würde er ‚Ach Gottchen‘ sagen. Das wäre ihm zu niedlich, beinahe ehrlos. Wenn Jesus von Gott redet, schwingt immer noch etwas vom Geheimnis mit, das Gott ist. Darum sagt er: Gott ist wie ein Vater. Und zwar ein guter. Jesus vergleicht nur. Mehr geht nicht. Eigentlich wissen wir nichts, können nur vergleichen. Niemand hat Gott gesehen oder berührt. Etwas Geheimnis ist immer.
Von Gott gibt es nur Bilder. Die sollen nicht niedlich sein. Auch in der Sprache nicht. Wir tun uns keinen Gefallen, wenn wir Gott klein reden und einen netten Kerl aus ihm machen. Mag sein, dass wir das manchmal so fühlen. Aber Gott ist mehr als mein Bild von ihm. Auch mehr als die Bilder, die Jesus erzählt. Gott passt nicht in Bilder und Worte. Die zwängen ihn ein. Da ist immer mehr. Da ist auch mein Staunen, wie schön die Welt sein kann. Oder meine Ohnmacht, wenn der Schmerz schrecklich ist.
Da hört alles Verstehen auf. Es reicht nicht zu sagen: Ach Gottchen. Da muss noch mehr sein. Vielleicht Schweigen. Und etwas Andacht. Großer Dank oder großes Seufzen. Auf jeden Fall Nachdenken. Und Vorsicht vor zu vielen Worten. Gott kommt man nicht mit Worten bei. Eher mit Stille. Viele Worte zerreden ihn; Stille heiligt seinen Namen.