Ihr Suchbegriff
Beitrag anhören:
Gott schreibt auch auf krummen Linien gerade
Bildquelle Pixabay

Gott schreibt auch auf krummen Linien gerade

Bernd Spriestersbach
Ein Beitrag von Bernd Spriestersbach, Evangelischer Pfarrer, Fulda
Beitrag anhören:

Manchmal wendet sich etwas vermeintlich Schlechtes in etwas Gutes.

Oder wie ich es ausdrücken würde: Manchmal schreibt Gott auch auf krummen Linien gerade. Eine Geschichte erzählt das so:

„In einem Dorf lebte ein Bauer, der ein prächtiges Pferd besaß. Alle beneideten ihn um dieses Pferd. Sie sagten zu ihm: "Was hast du für ein Glück mit diesem Pferd." Der Bauer antwortete: "Ob es Glück ist? Wer weiß das schon?"

Eines Tages lief das Pferd davon. Die Menschen im Dorf sagten: "Was hast Du für ein Pech." Der Bauer antwortete: "Pech oder Glück? Gut oder schlecht? Wer weiß das schon?".

Einige Tage später kam das Pferd mit drei Wildpferden zurück. "Was hast Du für ein Glück!", sagten die Dorfbewohner zum Bauern. Der antwortete: "Pech oder Glück? Gut oder schlecht? Wer weiß das schon?".

Der Bauer hatte einen Sohn. Der versuchte eines der Wildpferde zu reiten. Es warf ihn ab. Er brach sich ein Bein. Die Dorfbewohner sagten: "Was hast Du für ein Pech. Jetzt kann dir dein Sohn nicht mehr bei der Feldarbeit helfen." Der Bauer erwiderte nur: "Pech oder Glück? Gut oder schlecht? Wer weiß das schon?".

Am nächsten Morgen kamen die Soldaten des Kaisers ins Dorf. Sie holten alle gesunden jungen Männer. Sie mussten in den Krieg ziehen. Nur den Sohn des Bauern mit seinem kaputten Bein nahmen sie nicht mit. Keiner der anderen kehrte aus dem Krieg zurück.“

Glück oder Pech – Gut oder schlecht – wer weiß das schon?

Erst im Rückblick erschließt sich mir manchmal, wozu etwas in meinem Leben gut war. Das Schlechte, wenn es mir passiert, verstehe ich nicht. Hadere. Kann es nicht annehmen. Mit einem zeitlichen Abstand kann ich vielleicht erkennen, wozu diese Erfahrung nötig war. Mich weitergebracht und Neues ermöglicht hat.

Manche Dinge verstehe ich gar nicht. Muss sie einfach annehmen. Da halte ich mich an Jesu Worten fest, wie sie im Johannesevangelium stehen:

„Was ich tue, das verstehst du jetzt nicht. Du wirst es aber hernach erfahren.“ (Joh 13,7). In manchen Situationen hilft mir Gottvertrauen. Zu vertrauen, dass es einen Sinn gibt. Dass Gott gerade schreibt. Auch wenn jetzt nur krumme Linien zu sehen sind.

Weitere ThemenDas könnte Sie auch interessieren