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Scheitern ist auch eine Kunst
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Scheitern ist auch eine Kunst

Michael Becker
Ein Beitrag von Michael Becker, Evangelischer Pfarrer, Kassel
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Tolle Tage sind das. Auch in Mannheim. Da steht Kunst in einer Kirche. Sorgfältig aufgebaut. Kunst ist, was nicht jeder versteht. Oft dauert es lange, bis man weiß, was gemeint ist. Einer Putzfrau dauert es zu  lange. Sie sieht das Kunstwerk und stutzt. Goldfolie, verknittert und seltsam angeordnet. Klebestreifen auf dem Boden. Das gehört nicht dazu, findet sie. Und macht, was sie ihre Aufgabe ist. Sie räumt weg. Packt alles in die Mülleimer. Weg ist die Kunst. Die Künstlerin ist nicht erfreut. Das sieht man doch, sagt sie. Die Folien waren wie Menschen. Menschen in billigen Häusern. Das sieht man doch.     

Oder eben nicht. Die Eifrigen und Gewissenhaften räumen weg, was ihnen nicht passt. Schluss mit lustig. Aufräumen und Putzen sind eine ernste Angelegenheit, auch in tollen Tagen. Da gibt es kein Vielleicht und Mal sehen. Nur ein Entweder - Oder. Weg ist die Kunst.

Darf man da lachen? Ja, darf man. Nicht aus Schadenfreude, nein. Hier lacht man den Ernst der Dinge weg, wie immer zu Fasching. Die oft bedrohlich ernste Welt, die einem weh tut. Wohl denen, die dann mal lachen können. Zuerst über sich. Scheitern ist auch eine Kunst. Und muss erlaubt sein. Immer. Scheitern kann wehtun, natürlich. Da gibt es wenig zu lachen. Aber manchmal doch. Teure Kunstwerke landen im Müll; große Worte klingen nur lächerlich; ich will das Beste und greife daneben. Da muss

man doch lachen. Der Ernst des Lebens kann auch zum Lachen sein.

Dann schwindet alles Aufgeblasene, Hochmütige und Selbstgefällige.

Große Geister sind heiter. Und lachen. Zuerst über sich. Damit wir uns

nicht zu wichtig vorkommen, hat Gott uns das Scheitern gegeben. Wir sollten es uns gestatten. Und das Lachen dazu. Es macht menschlich.

Wer lacht, steht kurz mal über den Dingen. 

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