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Allerheiligen
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Allerheiligen

Dr. Fabian Vogt
Ein Beitrag von Dr. Fabian Vogt, Evangelischer Pfarrer in der Öffentlichkeitsarbeit, Frankfurt

Moderator/in: In vielen Kalendern ist der heutige Diensttag rot angestrichen. Feiertag! In Bayern, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz ist frei. In Italien, Spanien und Frankreich auch. Warum denn nicht bei uns? Frag ich Fabian Vogt von der evangelischen Kirche. Fabian, was steckt dahinter?

Ganz einfach: Allerheiligen ist ein katholischer Feiertag. Das ist ja der Tag, an dem bewusst an die Menschen gedacht wird, die sich durch die Kraft ihres Glauben ausgezeichnet haben und dafür vom Papst heilig gesprochen wurden. Und weil die Protestanten es nicht so mit den Heiligen haben, wird dieser Tag in Ländern mit einer starken protestantischen Tradition – wie in Hessen – nicht gefeiert.

Was haben die Protestanten denn gegen die Heiligen?

Eigentlich gar nichts. Aber gegen die extreme Heiligenverehrung im Mittelalter haben die Reformatoren protestiert. Die Leute glaubten ja damals, die Heiligen hätten so etwas wie ein himmlisches Guthaben angesammelt – und dieses scheinbare „Guthaben“ wurde an die Gläubigen verkauft. Ja: verkauft. Angeblich konnte man damit die eigenen Sünden ausgleichen. Das waren die sogenannten Ablassbriefe, gegen die Luther so gewettert hat. Weil er der Meinung war: Gottes Liebe ist so groß, die muss man sich nicht erkaufen, die bekommt man geschenkt.

Hat er deshalb seine 95 Thesen am Abend vor Allerheiligen angenagelt?

Genau! Der Vorabend von Allerheiligen war nämlich früher auch wichtig. Nebenbei: Der Vorabend von Allerheiligen heißt ja auf Englisch „All Hallows’ Eve“. Daraus wurde dann Halloween. Und Luther wollte deutlich machen: An dem Tag, an dem ihr euch auf das Fest der Heiligen vorbereitet, da schwärme ich davon, dass Gottes Liebe nichts kostet. Ihn störten also nicht die Heiligen an sich, sondern der Kult, der um sie getrieben wurde.

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