Das Geschenkpapier Gottes
Eben noch hat mein fünfjähriger Enkel strahlend vom Kindergarten erzählt. Doch jetzt fragt er unvermittelt: „Weißt Du, was der Himmel ist, Opa?“ Der Himmel über uns strahlt blau, wir sind auf dem Weg zur Schaukel auf dem Spielplatz um die Ecke. Die Sonne scheint, und dann so eine Frage. Wie erklärt man den Himmel? Doch ehe ich etwas sage, gibt er sich selbst und mir die Antwort: „Opa, der Himmel ist das blaue Geschenkpapier mit Sternen drauf, in das Gott die Erde eingepackt hat.“
Mir gefällt diese Beschreibung und der Gedanke, dass die Erde ein Gottesgeschenk ist. Und es ist nicht nur ein Gedanke, ich kann es auch fühlen und hören und riechen: Wenn ich die kleine Hand meines Enkels bei dem Spaziergang zum Spielplatz spüre. Ich höre sein Lachen und seine Fragen. Ich spüre die Wärme der Sonne. Ich rieche den lila Flieder. Ich höre die Vögel laut zwitschern. All das macht mich glücklich, und ich staune über das Wunder der Schöpfung im Kleinen und Großen. Das alles hat Gott in das Geschenkpapier namens Himmel mit viel Liebe eingepackt. Die Idee berührt mich. Das Kind hat mir mal eben einen neuen Zugang eröffnet: Gottes Güte ist so weit wie der Himmel. Ja, Gott hat in seiner Güte diese Welt eingepackt in ganz viel Liebe.
Gerade jetzt, in diesen späten Frühlingswochen, spüre ich bewusster, wie freundlich Gott zu den Menschen ist. Es ist lange hell und warm. Grillfeste mit Freunden, Sitzen im Biergarten mit guten Gesprächen bis in die Nacht hinein. Für mich sind das Sternstunden, die Gott mir schenkt. In solchen Stunden spüre ich Gottes Güte mit Haut und Haaren. Besonders in den Beziehungen, in denen ich lebe, durch Menschen, mit denen ich verbunden bin. Das bringt mich zum Staunen und berührt mich im Innersten. Wie kann man das in Worte fassen, wenn man so staunt? Mein Enkel mit dem Bild vom Geschenkpapier Gottes. Oder wie ein Psalm in der Bibel: „Herr, deine Güte reicht, soweit der Himmel ist, deine Treue, soweit die Wolken ziehen.“ (Psalm 36)
Solche Bilder regen mich zum Träumen an. Sie beflügeln meine Fantasie. Ich schaue bewusst zum Himmel und empfinde etwas von Größe und Weite. Mein Blick wandert weiter bis zum Horizont. Was dahinter liegt, weiß ich nicht. Meine Sicht ist begrenzt. Doch auch wenn ich nicht über den Horizont hinausschauen kann, Gottes Güte reicht weiter. Auf seine Zusagen kann ich mich verlassen, auch heute. Darüber freue ich mich. Der warme Wind bläst mir ins Gesicht und tut mir gut. Und wenn ich die Vögel fliegen sehe, möchte ich meine Freude über Gottes Freundlichkeit am liebsten mit ihnen aufsteigen lassen. Die Vögel fliegen weiter in den Himmel hinein, in dieses blaue Geschenkpapier Gottes, mit dem er die Erde eingepackt hat.