Wo die Kinder schlafen
Magnus Wennman ist ein bekannter Fotograf einer schwedischen Tageszeitung. Er hat den Weg von Kindern auf der Flucht fotographisch dokumentiert. Das Stockholmer Museum zeigt nun in der Ausstellung \"Wo die Kinder schlafen\" seine Aufnahmen, die auf den Flüchtlingsrouten durch Europa entstanden sind. Der Erlös geht an das UN-Flüchtlingshilfswerk.
Die Bilder zeigen teils völlig entkräftete und scheinbar traumatisierte Kinder, die schlafen oder es zumindest versuchen – auf dem Boden, im Heu, auf zerschlissenen Matratzen. Magnus Wennmann erzählt ihre Geschichte, zum Beispiel die von dem kleinen syrischen Mädchen Maram.
Maram kam gerade von der Schule heim, als ihr Haus angegriffen wurde. Ein Teil des Daches stürzte auf sie, sie musste ins Krankenhaus und wurde anschließend ins jordanische Amman ausgeflogen. Sie hat eine Hirnblutung erlitten und verbrachte elf Tage im Koma. Jetzt ist sie bei Bewusstsein, doch ihr Kiefer ist gebrochen und sie kann nicht sprechen. Auf dem Foto ist Maram auf einem Krankenhausbett zu sehen. Kein Plüschtier zum Kuscheln, noch nicht einmal ein Kissen hat Maram dort.
Magnus Wennman gibt den geflüchteten Kindern mit seinen Fotos ein Gesicht. Er hält sie als Personen fest. Vor dem Hintergrund der vielen Diskussionen der letzten Monate um die Grenzen des Zuzugs für Flüchtlinge, um Auffanglager und Grenzkontrollen sind seine Fotos eine wichtige Dokumentation. Sie zeigen, dass hinter dem großen Ansturm von Flüchtlingen Menschen stehen, die ihre ganz eigene Geschichte haben. Es sind Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen aus ihrem Heimatland fliehen mussten.
Viele Menschen engagieren sich im Moment ehrenamtlich in Flüchtlingsunterkünften. Sie verteilen Kleider, sie spielen mit Kindern und Jugendlichen, sie stellen sich als Ansprechpartner zur Verfügung. Sie merken: wenn sie einen Menschen als Syrien oder aus einem anderen Land kennenlernen, dann wird aus einem Flüchtling ein Mensch mit seiner ganz eigenen Geschichte. Dann bekommt das, was wir täglich in der Zeitung lesen oder im Fernsehen sehen wirklich ein Gesicht.
Die Diskussion, wie Deutschland oder die Europäische Union mit den Flüchtlingen umgehen soll ist wichtig. Darüber muss sich eine Gesellschaft verständigen. Darüber sollten wir aber nicht vergessen, dass hinter jedem, der seine Heimat verlassen hat ein Mensch steht, der, so wie Maram eine ganz eigene Geschichte hat.