Dass Europa gemeinsam hier hinschaut!
In Idomeni riecht es verbrannt. Es kratzt im Hals, die Luft ist trocken. Die Flüchtlinge, die dort festsitzen, verbrennen zum Kochen nicht nur Holz. Sondern manchmal auch ihre Kleidung. Sie hocken auf Kies zwischen den Zelten. Sie stehen Schlange für eine Tüte mit Kartoffeln und Zwiebeln.
Schlange vor einer Toilette für 150 Menschen. Halten sich beim Schlange stehen Pappkartons über den Kopf. Gegen die Sonne. Nachts ist es finster. Eine Beleuchtung gibt es nicht. 40 Prozent der schätzungsweise 13.000 Flüchtlinge in Idomeni sind unter 14 Jahren alt, also viele Kinder und Jugendliche. Keiner hat sie gezählt oder registriert.
Ein Bild vor Ort hat sich jetzt am Mittwoch Kirchenpräsident Volker Jung von der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau gemacht. Für ihn war es eine erschütternde, niederschmetternde Erfahrung. Bedrückend. „Vor allem, weil den Menschen dort nicht klar ist, wie es weitergeht.“, sagt er. Jung ist da, um genau hinzuschauen.
Das kann auch ein Signal für andere sein. Schaut hin. Schiebt das Problem nicht ab auf die Anrainerstaaten am Mittelmeer. Entledigt euch nicht der Hilfesuchenden, weil ihr weit weg seid. Ein Skandal ist es, dass es im Flüchtlingscamp in Idomeni vor Ort kein ordentliches Aufnahmeverfahren gibt. Flüchtlinge sind dort nicht in der Lage, einen Asylantrag zu stellen.
„Was ihr einem von diesen Geringsten nicht getan habt, das habt ihr mir auch nicht getan“, steht in der Bibel (Matthäus 25,45). Jesus erzählt, wie man mit Hungrigen, Durstigen, Fremden und Kranken umgehen soll. Nichts tun ist keine Alternative für Christen. Beeindruckt ist Kirchenpräsident Jung vom ehrenamtlichen Engagement in Idomeni. Viele freiwillige Helfer halten das chaotische Lager mit viel Herzblut irgendwie am Laufen.
Jungs Besuch in Idomeni kann aufrütteln. Schaut genau hin. Betet. Helft, bevor die Lage noch schlimmer wird, bevor im Flüchtlingscamp Krankheiten ausbrechen. Es ist wichtig, dass Würde und Menschenrechte jedes Einzelnen auch in Idomeni gewahrt bleiben. Das ist eine große humanitäre Aufgabe. Aber eben nicht nur für Griechenland, sondern für Europa. Also auch für uns. In den Augen Gottes ist jeder Einzelne wichtig.