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Die Zukunft suchen: Zum Lied "Summer's gone" von den Beach Boys
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Die Zukunft suchen: Zum Lied "Summer's gone" von den Beach Boys

Dr. Dr. h.c. Volker Jung
Ein Beitrag von Dr. Dr. h.c. Volker Jung, Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Darmstadt

Vor fünf Tagen wurde das neue Jahr laut begrüßt. Eher leise sind die Tage danach. Manchmal sucht man vergeblich nach Aufbruchstimmung, nach dem Zauber des Anfangs. Da hinein macht ein Satz Mut zum Aufbruch. Dieser Satz ist die Jahreslosung, die in der evangelischen Kirche für jedes Jahr ausgewählt wird. Sie steht in der Bibel. Für das Jahr 2013 kommt sie aus dem Hebräerbrief und lautet: „Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir“ (Hebräer 13,14).

Dieser Satz enthält zwei Teile - und zwei ganz unterschiedliche Gefühle. In seinem zweiten Teil steckt Aufbruchstimmung. Und das Wort „suchen“. Wer sucht, dem fehlt etwas. Wer sucht, der erwartet noch etwas. Wer sucht, hat noch ein Ziel. Und er hat auch die Kraft dorthin zu wollen. Er weiß nur noch nicht genau, wo es ist. Anders der erste Teil des Satzes. Er atmet Trauer: „Wir haben hier nichts bleibendes.“ Stimmt. Das Jahr 2012 ist vergangen wie alle davor auch, und sie kommen nicht mehr zurück. Kein Tag kommt je zurück. Er bleibt allenfalls in den Erinnerungen wach.

Wie vergänglich das Leben ist, das haben die Beach Boys im vergangenen Jahr besonders bewusst erlebt. Der Name dieser Popgruppe ist Programm: Beach Boys – Strandjungen. Die Musiker aus Kalifornien stehen für Gute-Laune-Musik. Und das seit Jahrzehnten. Genauer gesagt seit 50 Jahren. 1962 hatten sie die Gruppe gegründet. Da waren sie noch Jugendliche – drei Brüder, ein Cousin und ein Freund aus der Nachbarschaft. Seitdem haben sie bewegte Jahre erlebt. Sie hatten gigantische Erfolge und stürzten ab. Sie trennten sich und sie kamen wieder zusammen. Rauf und runter ging es in ihrem Leben. Und das bis heute. Darüber sind aus den Strandjungen von damals längst würdige ältere Herren geworden. Aber sie singen noch immer. Zu ihrem 50. Jubiläum haben sie ein neues Album herausgebracht. Dessen letzter Titel lautet: „Summer´s gone“ – der Sommer ist vergangen. Darin werden die fröhlichen Partymusiker ganz leise und spüren der Endlichkeit ihres Lebens nach. Der Text lautet übersetzt: Der Sommer ist vergangen. Der Sommer hat sich davon gemacht. Vergangen mit dem Gestern.

Musik:Summer´s gone“ von den Beach Boys

Zart, ernsthaft und schön traurig klingen sie. Das sind ungewöhnliche Klänge von den Beach Boys. Der Titel dieses Liedes spannt einen weiten Bogen: „Der Sommer ist vergangen“. Das Stichwort Sommer durchzieht die Musik der Beach Boys wie ein roter Faden. Weltberühmt wurden sie 1964 mit dem Album „All Summer long“ –zu deutsch: den ganzen Sommer lang. Mit diesem Album prägten sie auch den Mythos Kalifornien. Kalifornien wurde zum Sehnsuchtsland für viele, die träumen wollten von blauem Himmel und strahlender Sonne. Von warmer Luft und weißem Sandstrand. Von unbeschwerter Liebe und einem unkomplizierten Lebensgefühl. Eben ein Land, wo immer Sommer ist. Kalifornien wurde so zum Gegenbild eines Alltags, das vielfach von Mühe und Arbeit geprägt ist, der kompliziert und keinesfalls immer sommerlich-leicht ist.

Die Beach Boys blieben dabei. Zehn Jahre später legten sie das Album „Endless Summer“ nach. Damit schrieben sie den Mythos fort und brachten das Lebensgefühl einer jungen Generation zum Ausdruck, die aus der Enge ihres bisherigen Lebens ausbrechen wollte. Nicht mehr Arbeit sollte ihre Tage prägen, sondern ein unbeschwertes Leben. Endloser Sommer – das Leben wie ein immerwährender Traumurlaub. Der kann aber doch nicht ewig dauern. Das haben auch die Beach Boys gemerkt. 1980 bringen sie das Album „Keeping the summer alive“ heraus. Zu Deutsch: Den Sommer am Leben erhalten“. Da lassen sie schon erkennen, dass das Leben auch Mühe macht, und dass man sich dafür einsetzen muss.

Und nun, nach 50 Jahren Musikgeschichte, kommt: „Summer´s gone“ – der Sommer ist vergangen. In dem Lied besingen die Beach Boys Momente, die jeder kennt. Man spürt auf einmal, was man eigentlich immer weiß: „Wir haben hier keine bleibende Stadt.“ Man hört es dem Lied an: Die Musiker trauern darüber, dass die Jahre vergangen sind und mit ihnen auch viele Weggefährten. Manche sind weggedriftet, zwei der Beach Boys sind bereits gestorben.

Musik:Summer´s gone

Alte Freunde sind gegangen. Sie sind eigene Wege gegangen. Unsere Träume dauern an. Für die, die noch immer etwas zu sagen haben.

Die Beach Boys trauern um vergangene Zeiten und verlorene Weggefährten. Doch dabei wollen sie nicht stehen bleiben. Sie suchen nach etwas Bleibendem. Das finden sie in ihren Träumen. Die Träume bleiben. Und sie halten ihnen die Tür offen zu einer anderen Welt. Aber nur einen Spaltbreit, denn wohin die Träume streben, das bleibt in dem Lied ungewiss. Wenn die Beach Boys versonnen über das Vergangene trauern, ist die biblische Jahreslosung nahe bei ihnen und bringt es knapp auf den Punkt: „Wir haben hier keine bleibende Stadt ...“

Aber auch die Jahreslosung geht einen Schritt weiter, sie ergänzt: „Sondern die zukünftige suchen wir.“ Die zukünftige - da steckt Zukunft drin. Die Bibel verspricht Zukunft. Und das andere Wort lautet „suchen“. Das ist ein Tätigkeitswort. Die Jahreslosung ermuntert zur Tat: Suche deine Zukunft! Dabei stößt sie die Tür zur Zukunft ganz weit auf. Weiter als das irdische Leben reichen kann. Wie und wo diese Zukunft sein kann, das weiß niemand genau.  Aber die Bibel überliefert großartige Bilder davon. Sie sagt:

Ewig wird die Zukunft sein, denn darin wird der Tod keine Macht mehr haben. Fröhlich wird sie sein, denn Gott wird dort alle Tränen abwischen. Friedlich wird sie sein, denn dort liegen Löwe und Schaf friedlich beieinander. Das Überleben des Stärkeren ist ausgesetzt. Hell und warm wird sie sein, denn die Gnadensonne Gottes leuchtet dort.

Das klingt schön. Sogar noch schöner als das Kalifornien der Beach Boys. Zu schön, um wahr zu sein. Zumindest für diese Welt. Die Bibel beschreibt eine Zukunft, die Gott schafft. Niemand weiß, wie, wo und wann sie kommt. Aber wir wissen, dass Gott sie eigens für uns schaffen wird. Denn dafür ist Jesus Christus in die Welt gekommen. Er hat ein Menschenleben gelebt. Auch den Tod erlitten. Aber nur, um ihn zu besiegen. Damit hat er die Tür zur Zukunft Gottes geöffnet.

Wer darauf hoffen kann, wird nicht einfach vertröstet auf ein Jenseits. Er wird getröstet für ein besseres Leben hier und heute. Denn die Hoffnung auf ein neues Leben wirft schon jetzt ihr warmes Licht voraus. So fällt es auch auf das Jahr 2013. Der christliche Glaube verkündet nicht nur die Rettung von der Welt, sondern immer auch Rettung für die Welt.

So vertröstet die Bibel nicht auf den Himmel. Sie schickt ins Leben. Dort sollen alle, die auf Gottes Zukunft hoffen, für ihre Hoffnung einstehen. Bis heute und immer weiter. Ein ähnlicher Reflex steckt auch in dem Lied der Beach Boys „Summer´s gone“. Darin überlegen die Musiker traurig, ob es für sie wohl Zeit ist zu gehen. Aber dann denken sie um.

Der Sommer ist vergangen. Vergangen wie das Gestern. Die Nächte sind kalt geworden. Es ist Zeit zu gehen. Ich denke, vielleicht sollte ich einfach bleiben.

Musik:Summer´s gone

„Vielleicht sollte ich einfach bleiben.“ Ja, unbedingt. Das neue Jahr ist erst wenige Tage alt. 2013 ist ein Jahr voller neuer Möglichkeiten. Und es lässt sich freudig leben, wenn man weiß, dass es einer guten Zukunft entgegen geht, einer himmlischen Heimat. Diese Hoffnung bezeugen Christen schon jetzt durch die Art, wie sie leben und wie sie lieben. Wie genau, dafür stehen in der Bibel einige gute Ideen. Sie sind rund um die Jahreslosung im Hebräerbrief zu finden. Und sie könnten gute Vorsätze für das neue Jahr sein. Dort steht:

„Gastfrei zu sein vergesst nicht, dann dadurch haben einige ohne ihr Wissen Engel beherbergt. Denkt an die Gefangenen und an die Misshandelten. Haltet die Ehe in Ehren. Seid nicht geldgierig. Vergesst nicht, Gutes zu tun und miteinander zu teilen, denn das gefällt Gott.“

Das sind nicht nur gute Vorsätze für das neue Jahr, sondern auch schon Schritte in eine bessere Zukunft. Die Jahreslosung macht Mut dazu, weil Gott Zukunft schenkt. Das ist schöner, als melancholisch der Vergangenheit nachzuträumen.

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