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Von Fehlern
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Von Fehlern

Carmen Jelinek
Ein Beitrag von Carmen Jelinek, Evangelische Dekanin, Kirchenkreis Kaufungen

Den größten Fehler, den man im Leben machen kann, ist, immer Angst haben, einen Fehler zu machen. Dieser Satz stammt von dem Theologen Dietrich Bonhoeffer. In der Industrie und Wirtschaft hat man längst erkannt, dass es kostengünstiger ist, Fehler zuzulassen und zu korrigieren, als viel Geld für die Fehlervermeidung einzusetzen. Eine der bekanntesten Marken-Namen auf der ganzen Welt ist „CocaCola“. Die Firma, die Coca-Cola produziert, gehört zu den erfolgreichsten. Aber sie hat auch Misserfolge erlebt. Sie hat auch andere Getränke angeboten, die totale Misserfolge waren und deshalb schnellstmöglich wieder aus dem Sortiment herausgenommen wurden.

Es gab einmal eine Aktionärsversammlung von Coca-Cola. Da hielt der Vorstandschef einen Vortrag über misslungene Getränke. Er teilte er mit, dass es für eine Firma lebensnotwendig sei, sich auf Risiken einzulassen, auch wenn das Ergebnis ein Misserfolg ist. Er sprach von sogenannten „intelligenten, klugen“ Misserfolgen. Denn auch wenn es, kurzfristig gesehen, bei einer Fehlentwicklung schmerzhafte Verluste gibt, sind solche Fehler als Lernerfahrung notwendig, damit langfristiges Wachstum möglich ist. Ein Schritt rückwärts ist manchmal notwendig, damit ein großer Schritt vorwärts eintreten kann. Auch andere Firmen haben gelernt, dass die Bereitschaft, Fehler zu machen, unentbehrlich ist, wenn man, langfristig gesehen, erfolgreich sein will. Der kreative Aspekt von Fehlern hat sich in der Menschheitsgeschichte ganz unterschiedlich gezeigt: Zum Beispiel bei der Entdeckung Amerikas oder bei der Entwicklung von Penizillin.

Welcher Fehler lässt heute Ihren Puls ansteigen? Ärgern Sie sich darüber oder hoffen Sie: Der Fehler wird mich weiterbringen? Ich denke, der Fehler kann durchaus beides sein: zum einen ein Ärgernis, weil er die eigenen Schwächen aufzeigt und uns an Grenzen stoßen lässt, zum anderen aber auch eine Chance zur Weiterentwicklung.

Auch in der Kirche ist es wichtig, Fehler machen zu dürfen. Das Wort „Fehler“ zeigt, dass etwas fehlt zum Vollständigen. Wenn im Orient beim Knüpfen eines Teppichs Fehler gemacht werden, ist das ein Ausdruck davon, dass nicht der Mensch, sondern Gott allein perfekt ist. Mir gefällt der Gedanke, dass hier kleine „Fehler“ als Zeichen religiöser Demut gesehen werden. Ich sagen mir: Abweichungen vom Vollkommenen können ihre eigene Schönheit haben und sind besonders kostbar. Es sind Unikate.

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