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„Wir brauchen keine Führer, wir haben alle den gleichen Geist!“
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„Wir brauchen keine Führer, wir haben alle den gleichen Geist!“

Stefan Buß
Ein Beitrag von Stefan Buß, Katholischer Pfarrer in der Innenstadtpfarrei St. Simplicius, Faustinus und Beatrix, Fulda

Vor kurzem hab ich auf ungewöhnliche Weise erfahren, was Pfingsten ist.

Ich bin mit Hadi ins Gespräch gekommen, einem Studenten aus Palästina. Ich hab ihn gefragt, wie es denn weitergehen soll mit den Revolutionen in der arabischen Welt. Da sagt Hadi: „Wir brauchen keine Führer, denn wir haben alle den gleichen Geist.“

Hadi studiert in Frankfurt Philosophie. Jeden Tag sitzt er über seinen Büchern, was nicht einfach ist für ihn. Doch er will die deutschen Philosophen verstehen, Kant, Adorno und all die anderen.

Aber abends im Studentenheim schaltet Hadi seinen Laptop ein. Dann schaut er sich die neuesten Nachrichten aus der arabischen Welt an. Er will mitbekommen, wie es weitergeht in Tunesien, und was die Menschen heute bewegt in Ägypten, in Syrien, in Bahrein.

„Es ist überall das gleiche“, sagt Hadi. Und: „Auf jeden Fall kann niemand weitermachen wie bisher“. Ich frag ihn: „Wer ist denn euer Hoffnungsträger?“ Darauf er, „Wir lassen uns nicht auseinanderbringen. Die Alten und die Jungen, Muslime, Christen und Atheisten: gemeinsam gehen wir auf die öffentlichen Plätze, denn wir wollen endlich Recht und Gerechtigkeit.“

Ist es naiv, was Hadi mir da erzählt? Was sollen sie denn ausrichten gegen die waffenstarrenden Diktatoren? Und Europa macht seine Grenzen dicht?

Ja, es ist naiv, was er erzählt. Und trotzdem ist es sein vitaler Glaube, seine nach vorne gerichtete Vision. Hadi ist nicht dumpf militaristisch und nicht fremdenfeindlich.

Im Gegenteil – er spricht den einfachen, menschlichen Wunsch aus, dass Recht und Gerechtigkeit besser sind für die Menschen als die Brutalität der Geheimpolizei und als Machteliten, die sich die eigenen Taschen voll stopfen.

Als Christ höre ich ihm zu und denke: Es geht ein Hauch von Pfingsten durch die arabische Welt. Denn das kommende Wochenende ist doch in Wahrheit ein helles Fest des Geistes.

Christen nennen Pfingsten das Fest des heiligen Geistes. Der weht aber nicht nur in der Kirche. In der Bibel heißt es sogar: Gottes Geist weht wo er will. Ich glaube, der Geist Gottes ist nicht kleinlich. Gottes Geist ermutigt alle Menschen zur Liebe und zur Freiheit. Warum nicht Menschen in der arabischen Welt?

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